Ektoparasiten bei Schweinen

Ektoparasitosen werden beim Schwein fast ausschließlich durch Sarcoptesmilben (sogenannte Grabmilben) und Läuse ausgelöst. Sehr selten kann es auch zu einem Befall mit Haarbalgmilben (Demodex) kommen.

Sarcoptesmilben sind weltweit verbreitet und verursachen die sogenannte Sarcoptesräude, die beim Schwein zu den Faktorenkrankheiten zählt. Die Prävalenz schwankt dabei zwischen 36% und 86%. Eine Infestation mit Läusen wird auch als Pedikulose bezeichnet.

Milben

Sarcoptes scabiei var. suis ist wirtsspezifisch, eine Übertragung auf andere Tierarten und den Menschen ist jedoch möglich (= Fehlwirt). Somit zählt die Sarcoptesräude zu den Zoonosen, beim Menschen führt sie zur sogenannten Pseudoscabies.

Neben der Räude (Sarcoptesmilben) treten beim Schwein selten auch Probleme durch Infestationen mit Haarbalgmilben (Milben der Gattung Demodex) auf.

Erreger der Räude

Die Räude wird beim Schwein durch die Grabmilbe Sarcoptes scabiei var. suis verursacht. Diese Milben haben eine schildkrötenähnliche Körperform mit ventraler Abflachung, einen stumpfkegeligen Kopf und vier Beinpaare. Die adulten weiblichen Milben sind ca. 0,5 mm groß, die adulten männlichen Milben maximal 0,3 mm. Die vier kurzen Beinpaare der Milben sind mit ungegliederten, gestielten Haftscheiben ausgestattet, wobei das erste und zweite Beinpaar den seitlichen Körperrand überragen. Nymphen und Larven ähneln in ihrer äußeren Form der weiblichen adulten Milbe, sind aber kleiner. Larven besitzen außerdem nur drei Beinpaare.

Entwicklungszyklus

Die Sarcoptesmilbe lebt in und auf der Haut des Schweines. Die Begattung der weiblichen Milbe durch die männliche erfolgt nur einmal im Leben auf der Hautoberfläche der Schweine. Die weibliche Milbe lebt etwa 4 – 5 Wochen, die männliche Milbe stirbt nach der Begattung sofort ab. Die befruchtete weibliche Milbe dringt in die Haut des Schweines ein und hinterlässt dabei typische Grabgänge, in die sie dreimal täglich zwischen 2 und 10 Eier legt. Nach etwa 3 – 4 Tagen schlüpfen die Larven. Diese wandern zurück an die Hautoberfläche und entwickeln sich dort weiter über zwei Nymphenstadien, bis hin zur adulten Milbe. Die Entwicklung männlicher Milben bis zur Geschlechtsreife dauert ca. 9 – 14 Tage, die der weiblichen etwa 12 – 21 Tage.

Außerhalb des Wirtes können die Milben nur maximal 10 Tage überleben, deshalb entfernen sie sich nicht aktiv weit vom Wirt.

Übertragung und Epidemiologie

Die Übertragung der Milben erfolgt überwiegend durch direkten Kontakt von Schwein zu Schwein. Infizierte Sauen übertragen die Milben beim Säugen auf ihre Ferkel und Eber und Sauen infizieren sich gegenseitig beim Deckakt.
Die höchste Gefahr der Milbeneinschleppung in einen milbenfreien Bestand erfolgt durch den Zukauf klinisch unauffälliger, infizierter Tiere.

Da die Überlebensfähigkeit der Milben außerhalb des Schweins nur 10 Tage beträgt, spielt die Übertragung durch infizierte Einstreu, Stallungen und Geräte nur eine untergeordnete Rolle, sollte aber bei den Bekämpfungsmaßnahmen mitberücksichtigt werden.

Auf der Suche nach dem Wirt orientiert sich die Milbe nach der Körperwärme und Geruchsstoffen. Temperaturen unter 25°C und eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit verlängern, hohe Temperaturen und eine geringe Luftfeuchtigkeit verkürzen die Lebensdauer der Milben. Daraus resultiert ein vermehrtes Auftreten der Räude beim Schwein im Winter.

Klinisches Bild

Sichtbare klinische Erscheinungen als Folge einer Räude sind Hautveränderungen wie Rötungen, Pusteln, Borken und schmierige Krusten. Die Haut ist teilweise verdickt mit Faltenbildung. Insbesondere im Bereich der Grabgänge zeigt sich eine beschleunigte Verhornung, die zu hyper- und parakeratotischen Veränderungen und später zur Akanthose (einer Verdickung der Haut) führt. Erste Läsionen zeigen die Innenseiten der Ohrmuscheln, weitere Prädilektionsstellen sind Kopf, Hals, Nacken, Beugeseite der Tarsalgelenke, Fesselgelenke und Schwanzspitze.

Insgesamt können zwei Krankheitsverläufe unterschieden werden: Die akute und die chronische Verlaufsform. 
Die akute, hypersensitiv-allergische Form tritt überwiegend bei Jungtieren auf und ist durch starken Juckreiz, generalisierte Erytheme und Urtikaria gekennzeichnet, während der Juckreiz bei der chronischen Form wesentlich weniger ausgeprägt ist oder vollkommen fehlen kann. Typisch sind hier Hautverdickung und Faltenbildung, sowie bakterielle Sekundärinfektionen betroffener Areale.

Die Dauer und die Intensität des klinischen Erscheinungsbildes sind vom Alter und dem immunologischen Status der Schweine abhängig. Bei reinfizierten Schweinen kommt es früher zu klinischen Erscheinungen als bei erstinfizierten Tieren.

Folgeerscheinungen der Räude

Der Juckreiz führt insbesondere bei Sauen zu Stress und Ruhelosigkeit, die zum Erdrücken der Ferkel führen kann und zur Abnahme der Milchproduktion. Die juckreizbedingte Unruhe und das ständige Scheuern raubt den Schweinen Energie für Wachstum und Fleischansatz, die Futterverwertung nimmt ab, die Mastdauer nimmt zu. Auch eine subklinische Räude führt zu einer deutlichen Verminderung der Gewichtszunahme und einer verlängerten Mastdauer. Massives Scheuern der Schweine fördert zudem das Entstehen bakterieller Sekundärinfektionen. Auch zeigen räudekranke Schweine eine Neigung zur Abwehrschwäche und sind zu einem höheren Prozentsatz zusätzlich von anderen Parasiten wie z. B. Läusen und Würmern befallen.

Diagnose

Mikroskopisch erfolgt der Nachweis von Milben durch Untersuchung eines Hautgeschabsels, das unbedingt im Bereich der Prädilektionsstellen, beim Schwein am besten aus dem Gehörgang entnommen werden sollte. Allerdings ist zu beachten, dass gerade bei subklinisch erkrankten Tieren der Nachweis schwierig ist und zu falsch-negativen Ergebnissen führen kann.

Die Diagnose kann vor allem auf Herdenbasis auch klinisch anhand der Symptome gestellt werden. Am aussagekräftigsten ist der Juckreiz, der durch den sogenannten Scheuerindex oder auch Kratzindex bewertet wird. Dabei wird eine Gruppe von Tieren aufgetrieben und ihre Scheueraktivitäten 15 Minuten lang beobachtet und gezählt. Die Anzahl der gezählten Scheueraktivitäten dividiert durch die Anzahl der beobachteten Schweine ergibt den Scheuerindex. Ist dieser höher als 0,4, liegt der Verdacht auf Vorliegen einer Sarcoptesräude nahe, bei einem Index höher als 1,5 gilt die Räude als erwiesen. Ein Scheuerindex unter 0,4 zählt jedoch nicht als Beweis für ein Freisein von Sarcoptesmilben.

Eine weitere Diagnosemöglichkeit ist der Antikörpernachweis im Serum. Der Schweineorganismus ist durch den Speichel der Milbe, ihre Eier und ihre Ausscheidungen antigenen Einflüssen ausgesetzt, sodass er Antikörper bildet, die nachgewiesen werden können. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass Antikörper erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 5 – 7 Wochen gebildet werden. ELISA Verfahren zum Nachweis von Antikörpern stehen zur Verfügung.

Die Sarcoptesräude ist oft durch Hautläsionen gekennzeichnet, sodass an geschlachteten infizierten Schweinen deutliche Veränderungen nach dem Brühprozess zu erkennen sind, die Rückschlüsse auf Räude im Bestand zulassen. Dazu bedient man sich des sogenannten Dermatitis-Scores, wobei die Tierkörper auf Effloreszenzen an Rumpf, Bauch und den Flanken untersucht und nach der Schwere der Dermatitis beurteilt werden.

Prophylaxe und Therapie

Da die Sarcoptesräude bei Schweinen wie oben beschrieben gehäuft in den Wintermonaten auftritt, sollte mit Sanierungsmaßnahmen bereits in den Sommermonaten begonnen werden.

Verabreicht werden sollten systemisch wirkende Antiparasitika über einen ausreichend langen Zeitraum. Wesentlich für den Therapierfolg ist ein ausreichend hoher Wirkstoffspiegel über einen entsprechend langen Zeitraum in jedem Schwein. Die Behandlung sollte in jedem Fall im Abstand von 7 bis 14 Tagen wiederholt werden. Geeignete Wirkstoffe sind Phoxim, das in verschiedenen Formulierungen zur topischen Anwendung verfügbar ist und Avermectine.

Wichtig ist es auch, Reinfektionen vorzubeugen. Dazu ist es notwendig während der Behandlungsmaßnahmen keine zugekauften Tiere oder Tiere aus anderen Gruppen zuzustallen und keine Geräte zu benutzen, die auch in anderen Ställen benutzt werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass Besucher vor dem Zutritt zum Schweinestall eine ausreichende Hygieneschleuse durchlaufen, da die Sarcoptesmilben als Zoonoseerreger in seltenen Fällen auch einmal vom Menschen in den Bestand eingeschleppt werden können.

Haarbalgmilbe

Die Haarbalgmilbe Demodex suis kommt in Mitteleuropa nur sehr selten vor. Sie ist ca. 2,4 mm lang, befällt Rüssel, Backen, Hals und Unterbauch und ernährt sich von Talg und Schuppen in den Haarbälgen der Schweinehaut. In der Folge kommt es zur Erweiterung der Haarbälge, die sich zu erbsengroßen Eiterpustel entwickeln, in denen sich der Parasit nachweisen lässt.

Betroffene Schweine zeigen oft keinen Juckreiz. Zur Ausbildung einer klinisch manifesten Demodikose sind zusätzlich resistenzmindernde Faktoren erforderlich.

Behandlungsmaßnahmen erstrecken sich in erster Linie gegen diese Faktoren, da die Haarbalgmilbe selbst schwer zu behandeln ist. Es kann aber versucht werden, systemisch wirkende Akarizide einzusetzen.

Läuse

Neben der Räude ist beim Schwein eine Infestation mit Läusen bedeutsam. Die blutsaugenden Parasiten breiten sich schnell im Bestand aus und führen durch Juckreiz zu einer starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Tiere. Dieser Juckreiz und der Blutentzug bedingen nicht selten bedeutsame wirtschaftliche Verluste durch geringere Futteraufnahme und schlechtere Mastleistung der gestressten Tiere. Ferkel können sogar anämisch werden und kümmern. Schließlich ist nicht unbedeutsam, dass die Läuse wegen ihrer blutsaugenden Aktivität als Überträger der Schweinepest und der Schweinepocken in Betracht kommen.

Erreger

Läuse sind weitestgehend wirtsspezifische Insekten, deren Befall als Pedikulose bezeichnet wird. Auf Schweinen parasitiert nur eine einzige Lausart: Haematopinus suis. Sie ist etwa 0,5 cm lang, hat einen platten, grau-braunen Körper, einen schmalen Kopf und stechend-saugende Mundwerkzeuge. Sie gehört damit zu den blutsaugenden Parasiten. Haematopinus suis hat eine Lebenserwartung von ca. 4 bis 5 Wochen und parasitiert in der Mikroumgebung der Schweinehaut. Außerhalb des Wirtes kann auch die Laus nur wenige Tage überleben.

Entwicklungszyklus

Nach der Paarung legen die weiblichen Läuse ca. 50 Eier mit einer Größe von etwa 1 mm, sogenannte Nissen, und kleben diese mit einer wasserfesten Kittsubstanz an die Borsten nahe der Hautoberfläche des Schweines. Bevorzugte Stellen sind dafür der Bereich der Ohren, des Nackens und der Flanken. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven, aus denen durch Verpuppung schließlich die adulten Läuse entstehen. Die Larven saugen bereits Blut. Der Entwicklungszyklus vom Ei zur adulten Laus dauert mindestens 25 Tage.

Lokalisation und Erscheinen der Läsionen

Schweineläuse leben auf der Hautoberfläche und stechen zu jeder Nahrungsaufnahme, das heißt mehrmals am Tag, jeweils an einer anderen Hautstelle in die Haut ein. Dies hat zur Folge, dass sich an den Einstichstellen Rötungen bilden und sich zum Teil entzündliche Hautveränderungen entwickeln. Je nach Befallsstärke zeigen betroffene Schweine Unruhe, starken Juckreiz, sowie eine schlechte Futterverwertung und nur geringe Gewichtszunahmen. Stark befallene Ferkel bleiben in der Entwicklung zurück und können bei sehr starkem Befall auch eine Anämie entwickeln.

Übertragung und Bedeutung der Pedikulose

Betroffen sein können Schweine aller Altersklassen. Die Übertragung erfolgt direkt von Tier zu Tier. Die Parasiteneinschleppung erfolgt in der Regel durch zugekaufte infizierte Tiere.

Eine Infestation führt, wie die meisten Parasitosen, zu Leistungseinbußen und dadurch zu wirtschaftlichen Verlusten.

Läuse können als blutsaugende Insekten aber auch andere Krankheiten übertragen, bedeutsam ist vor allem eine mögliche Übertragung von Schweinepest, Schweinepocken und Eperythrozoonose durch diese Parasiten.

Diagnose und Prophylaxe

Läuse sind schon mit bloßem Auge zu erkennen, sodass es im Falle einer klinischen Symptomatik empfehlenswert ist, die Tiere mit einer Lupe zu betrachten. Hilfreich ist es, die Tiergruppe in Ruhe zu beobachten um Juckreiz und ähnliche Symptome zu registrieren.

Als Prophylaxemaßnahmen empfiehlt es sich, zugekaufte Schweine zuerst separat aufzustallen und auf Läuse und andere Ektoparasiten zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln. Sauen können prophylaktisch vor dem Abferkeln behandelt werden, da eine zeitgerechte Behandlung der Sauen die Übertragung auf die Ferkel verhindert.

Therapie

Gute therapeutische Erfolge werden durch Injektionspräparate erzielt, die oft gleichzeitig auch gegen Sarcoptesmilben wirksam sind. Auf Grund der hohen Ansteckungswahrscheinlichkeit ist darauf zu achten, dass immer alle Tiere einer Gruppe behandelt werden.

Gut eingesetzt werden können auch Bade- und Sprühpräparate mit antiparasitären Wirkstoffen, sowie Aufgusspräparate.

Wichtig ist, dass die Behandlung mindestens einmal nach 7 – 14 Tagen wiederholt wird, um auch die frischgeschlüpften Larven zu erfassen. Geeignete Wirkstoffe sind Phoxim das in verschiedenen Formulierungen zur topischen Anwendung verfügbar ist und Avermectine. Beide Wirkstoffe sind gleichzeitig auch gegen Milben effektiv, was eine umfassende Ektoparasitenbehandlung ermöglicht.

Räude

Räudemilben sind weltweit verbreitet und führen beim Schwein zu einer deutlich verminderten Gewichtszunahme und einer verlängerten Mastdauer und damit zu wirtschaftlichen Einbußen.

Die Räude wird beim Schwein durch die Grabmilbe Sarcoptes scabiei var. suis ausgelöst. Die Milben haben eine schildkrötenähnliche Körperform mit ventraler Abflachung, einen stumpfkegeligen Kopf und vier Beinpaare. Die adulten weiblichen Milben sind ca. 0,5 mm groß, die adulten männlichen Milben maximal 0,3 mm. Die vier kurzen Beinpaare der Milben sind mit ungegliederten, gestielten Haftscheiben ausgestattet, wobei das erste und zweite Beinpaar den seitlichen Körperrand überragen. Nymphen und Larven ähneln in ihrer äußeren Form der weiblichen adulten Milbe, sind aber kleiner. Larven besitzen außerdem nur drei Beinpaare.

Sarcoptes scabiei var. suis ist wirtsspezifisch, eine Übertragung auf andere Tierarten und den Menschen ist jedoch möglich. Somit zählt die Sarcoptesräude zu den Zoonosen und führt beim Menschen zur sogenannten Pseudoscabies.

Entwicklungszyklus

Die Sarcoptesmilbe lebt in und auf der Haut des Schweines. Die Begattung der weiblichen Milbe durch die männliche erfolgt nur einmal im Leben auf der Hautoberfläche der Schweine. Die weibliche Milbe hat eine Lebenserwartung von etwa 4 – 5 Wochen, die männliche Milbe stirbt nach der Begattung. Die befruchtete weibliche Milbe dringt in die Haut des Schweines ein und hinterlässt dabei typische Grabgänge. In der Haut legt die weibliche Milbe dreimal täglich zwischen 2 und 10 Eier. Aus diesen schlüpfen nach etwa 3 – 4 Tagen die Larven, die zurück an die Hautoberfläche wandern und sich dort weiter über zwei Nymphenstadien bis hin zur adulten Milbe entwickeln. Die Entwicklung männlicher Milben bis zur Geschlechtsreife dauert ca. 9 – 14 Tagen, die der weiblichen etwa 12 – 21 Tage.

Außerhalb des Wirtes können die Milben nur maximal 10 Tage überleben, deshalb entfernen sie sich aktiv nicht weit vom Wirt.

Übertragung und Epidemiologie

Die Übertragung der Milben erfolgt überwiegend durch direkten Kontakt von Schwein zu Schwein. Infizierte Sauen übertragen die Milben beim Säugen auf ihre Ferkel und Eber und Sauen infizieren sich gegenseitig beim Deckakt.

Die höchste Gefahr der Milbeneinschleppung in einen bis dato freien Bestand erfolgt durch den Zukauf klinisch unauffälliger infizierter Tiere.

Da die Überlebensfähigkeit der Milben außerhalb des Schweins nur 10 Tage beträgt, spielt die Übertragung durch infizierte Einstreu, Stallungen und Geräte nur eine untergeordnete Rolle, sollte aber bei den Bekämpfungsmaßnahmen mitberücksichtigt werden.

Auf der Suche nach dem Wirt orientiert sich die Milbe nach der Körperwärme und Geruchsstoffen. Temperaturen unter 25°C und eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit verlängern, hohe Temperaturen und eine geringe Luftfeuchtigkeit verkürzen die Lebensdauer der Milben. Daraus resultiert ein vermehrtes Auftreten der Räude beim Schwein im Winter.

Klinisches Bild

Sichtbare klinische Erscheinungen sind Hautveränderungen wie Rötungen, Pusteln, Borken und schmierige Krusten. Die Haut ist teilweise verdickt mit Faltenbildung. Insbesondere im Bereich der Grabgänge zeigt sich eine beschleunigte Verhornung, die zu hyper- und parakeratotischen Veränderungen und später zur Akanthose führt. Erste Läsionen zeigen die Innenseiten der Ohrmuscheln, weitere Prädilektionsstellen sind Kopf, Hals, Nacken, Beugeseite der Tarsalgelenke, Fesselgelenke und Schwanzspitze.

Insgesamt können zwei Krankheitsverläufe unterschieden werden: Die akute und die chronische Verlaufsform. Die akute, hypersensitiv-allergische Form tritt überwiegend bei Jungtieren auf und ist durch starken Juckreiz, generalisierte Erytheme und Urtikaria gekennzeichnet, während der Juckreiz bei der chronischen Form wesentlich weniger ausgeprägt ist oder vollkommen fehlen kann. Typisch sind hier Hautverdickung und Faltenbildung, sowie bakterielle Sekundärinfektionen betroffener Areale.

Die Dauer und die Intensität des klinischen Erscheinungsbildes sind vom Alter und dem immunologischen Status der Schweine abhängig. Bei reinfizierten Schweinen kommt es früher zu klinischen Erscheinungen als bei erstinfizierten Tieren.

Folgeerscheinungen der Räude

Durch den Juckreiz kommt es insbesondere bei Sauen zu Stress und Ruhelosigkeit, die das Erdrücken von Ferkeln begünstigt und/ oder eine Abnahme der Milchproduktion. Die juckreizbedingte Unruhe und das ständige Scheuern raubt den Schweinen Energie für Wachstum und Fleischansatz, die Futterverwertung nimmt ab und die Mastdauer nimmt zu. Auch eine subklinische Räude führt bereits zu einer deutlichen Verminderung der Gewichtszunahme und einer verlängerten Mastdauer. Massives Scheuern der Schweine fördert zudem das Entstehen bakterieller Sekundärinfektionen. Auch zeigen räudekranke Schweine häufig eine Abwehrschwäche und sind daher auch zu einem höheren Prozentsatz zusätzlich von Läusen und Würmern befallen.

Diagnose

Mikroskopisch erfolgt der Nachweis von Milben durch Untersuchung eines Hautgeschabsels, das unbedingt im Bereich der Prädilektionsstellen, beim Schwein am besten aus dem Gehörgang entnommen werden sollte. Allerdings ist zu beachten, dass gerade bei subklinisch erkrankten Tieren der Nachweis schwierig ist und zu falsch-negativen Ergebnissen führen kann.

Die Diagnose kann vor allem auf Herdenbasis auch klinisch anhand der Symptome gestellt werden. Am aussagekräftigsten ist der Juckreiz, der durch den sogenannten Scheuerindex oder auch Kratzindex bewertet wird. Dabei wird eine Gruppe von Tieren aufgetrieben und ihre Scheueraktivitäten 15 Minuten lang beobachtet und gezählt. Die Anzahl der Scheueraktivitäten dividiert durch die Anzahl der beobachteten Schweine ergibt den Scheuerindex. Ist dieser höher als 0,4, liegt der Verdacht auf eine Sarcoptesräude vor, bei einem Index höher als 1,5 gilt die Räude als erwiesen. Ein Scheuerindex unter 0,4 zählt jedoch nicht als Beweis für ein Freisein von Sarcoptesmilben.

Eine weitere Diagnosemöglichkeit ist der Antikörpernachweis im Serum. Der Schweineorganismus ist durch den Speichel der Milbe, ihre Eier und ihre Ausscheidungen antigenen Einflüssen ausgesetzt, sodass er Antikörper bildet. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass Antikörper erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 5 – 7 Wochen gebildet werden und somit ein Antikörpernachweis auch erst zu diesem Zeitpunkt sinnvoll ist. ELISA Verfahren zum Nachweis von Antikörpern stehen zur Verfügung.

Die Hautläsionen durch Sarcoptesräude sind bei geschlachteten Schweinen auch noch nach dem Brühprozess zu erkennen, was auch Rückschlüsse auf Räude im Bestand zulässt. Dazu bedient man sich des sogenannten Dermatitis scores, wobei die Tierkörper auf Effloreszenzen an Rumpf, Bauch und den Flanken untersucht und nach der Schwere der Dermatitis beurteilt werden.

Prophylaxe und Therapie

Da die Sarcoptesräude bei Schweinen gehäuft in den Wintermonaten auftritt, sollte mit Sanierungsmaßnahmen in den Sommermonaten begonnen werden.

Verabreicht werden systemisch wirkende Antiparasitika über einen ausreichend langen Zeitraum. Wesentlich für den Therapierfolg ist ein ausreichend hoher Wirkstoffspiegel über einen ausreichend langen Zeitraum in jedem Schwein. Die Behandlung sollte im Abstand von 7 bis 14 Tagen wiederholt werden. Geeignete Wirkstoffe sind Phoxim, das in verschiedenen Formulierungen zur topischen Anwendung verfügbar ist und Avermectine.

Wichtig ist es auch, Reinfektionen vorzubeugen. Dazu ist es notwendig, während der Behandlungsmaßnahmen keine zugekauften Tiere oder Tiere aus anderen Gruppen zuzustallen und keine Geräte zu benutzen, die auch in anderen Ställen benutzt werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass Besucher vor dem Zutritt zum Schweinestall eine Hygieneschleuse durchlaufen, da die Sarcoptesmilben als Zoonoseerreger in seltenen Fällen auch einmal vom Menschen in den Bestand eingeschleppt werden können.