Atmungsapparat bei Hunden und Katzen

Die Atmungsorgane ermöglichen den Gasaustausch zwischen Blut und Luft.

Als Atemtrakt oder Atmungsapparat (Apparatus respiratorius) wird das gesamte System der für die Atmung zuständigen Organe bezeichnet.
Dabei werden die luftleitenden Organe oder Atemwege von den dem Gasaustausch dienenden Lungen unterschieden.

Atemerkrankungen können eine Vielzahl von Symptomen (Problemen) hervorrufen, die spezifisch (Leitsymptome) oder unspezifisch für einen Ursprung im Atemapparat sein können. 

Anatomie und Funktion des Atmungsapparates

Die primäre Funktion der Atmungsorgane besteht darin, Sauerstoff aus der Außenwelt aufzunehmen zur Erhaltung von aeroben zellulären Stoffwechselvorgängen und die Ausscheidung von Kohlendioxid an die Luft.
Sauerstoff- und Kohlendioxid-Gehalt im Blut werden durch die Aktivität der Atmungsorgane gesteuert und damit der pH-Wert reguliert.

Daher ist das Atmungssystem in zwei funktionell und strukturell verschiedene Abschnitte gegliedert, nämlich in ein

  • luftleitendes System – die Atemwege – für den Transport der ein- und ausgeatmeten Luft und ein
  • respiratorisches System für den passiven Austausch des Gasgemisches zwischen dem Blut und der Luft („Blut-Luft-Schranke“).

Luftleitendes System:

Die Atemwege beginnen in den Nasenhöhlen, setzen sich über den Schlund, den Kehlkopf und die Luftröhre bis in die Bronchien der Lunge fort. Auf diesem Weg wird die eingeatmete Luft filtriert, befeuchtet, angewärmt oder gekühlt und sensorisch kontrolliert.
Ein respiratorisches Epithel kleidet die Atemwege, mit Ausnahme von Teilen des Pharynx und des Larynx, von der Nasenhöhle bis zu den Endbronchiolen der Lunge aus. Das respiratorische Epithel trägt auf der Oberfläche Kinozilien, die durch ihren synchronen Wimpernschlag mit der Luft eingedrungene Fremdstoffe in Richtung Pharynx transportieren (Flimmerzellen).
Um diese Selbstreinigung zu fördern, wird die Haftung der Teilchen an der Oberfläche der Zilien durch Schleim erhöht. Hierfür sind in hoher Zahl schleimproduzierende Becherzellen intraepithelial lokalisiert, bevorzugt in den oberen Luftwegen.

Respiratorisches System:

Das luftleitende System mündet am Ende des Bronchialbaumes in respiratorische Lungenbläschen (Alveolen). Diese bilden das respiratorische System, wo der Gasaustausch stattfindet.
Die Alveolen sind von einem dichten Kapillarnetz umgeben; das Epithel der Alveolen und das Endothel der anliegenden Blutgefäße bilden zusammen die Blut-Luft-Schranke.

Die Wand einer Alveole wird von 2 Typen von Epithelzellen ausgekleidet:

  • Pneumozyten Typ I, die ca. 95 % der inneren Alveolaroberfläche auskleiden und Bestandteil der Blut-Luft-Schranke sind.
  • Pneumozyten Typ II bilden einen oberflächenaktiven Phospholipidfilm (Surfactant).

Die Blut-Luft-Schranke ermöglicht den Austausch der Atemgase. Der Gasaustausch erfolgt von der Alveole bis in die Erythrozyten der Kapillare über mehrere Schichten.
Für die Intensität des Gasaustausches sind vorrangig wichtig: 

  • die Weite der Kapillaren
  • die Durchflußgeschwindigkeit des Blutes
  • die Partialdrücke und die Dicke der Zytosolplasmamembranen bzw. des interstitiellen Bindegewebes.

Beispielsweise zieht jede Änderung der Gefäßweite eine Beeinträchtigung der Atemfunktion nach sich.

Erkrankung der Atemwege

Als primäre Erreger bei Atemwegsinfektionen werden Viren, Bordetella bronchiseptica, Mykoplasmen und sporadisch auch Mykobakterien angesehen.

Die Mehrzahl der Erreger, die in der Trachea und den Bronchien gefunden werden, sind sekundäre Gram-negative Erreger.

Aufgrund der anatomischen und funktionellen Einteilung der Atmungsorgane haben wir die Erkrankungen in "obere Atemwege" und "tiefe Atemwege/Lunge" unterteilt.

Obere Atemwege

Rhinitis

Die Rhinitis ist eine akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut.

Ätiologie:

Die Rhinitis ist eine akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut und kann ätiologisch ausgelöst werden durch:

  • Viren (Hund: Staupe, Zwingerhustenkomplex; Katze: felines Rhinotracheitisvirus (felines Herpesvirus) und felines Calicivirus (Katzenschnupfenkomplex))
  • Bakterien (im allgemeinen Sekundärerreger wie Staphylokokken, E. coli)
  • Pilzinfektionen (z.B. Aspergillus spp., Cryptococcus spp.)
  • Reizstoffe in der Atemluft
  • Allergene
  • Zahnwurzelabszesse, oronasale Fisteln
  • Fremdkörper (akut)
  • Neoplasie

Klinik (Leitsymptom):

Auftreten eines uni- oder bilateralen Nasenausflusses.
Dieser wird je nach Konsistenz unterschieden in serös, mukopurulent, mit oder ohne Blutbeimengung und rein blutig (Epistaxis).

Diagnose:

Die klinische Untersuchung muss berücksichtigen, ob Nasenausflüsse ein- oder beidseitig auftreten, welcher Qualität und Quantität sie sind und wie lange sie bestehen. Die Untersuchung muss auch die Umgebung der Nasenhöhlen umfassen. Wichtig ist die sorgfältige Beurteilung des gesamten Kopfbereiches, d.h. es muss auf die Symmetrie des Gesichtes, auf Augen und die Mandibularlymphknoten geachtet werden sowie auf Erkrankungen der Zähne, des Zahnfleischs, Kehlkopfs und des Ösophagus.

Sind die Gesichtsknochen deformiert oder besteht ein Exophthalmus, so kann dies auf Zubildungen in der Nasenhöhle zurückzuführen sein. Palpationsschmerz der Nasenknochen ist charakteristisch für Aspergillose. Gingivitis, Zahnstein, lockere Zähne sollten den Verdacht auf oronasale Fistelbildung oder Zahnwurzelabszess lenken. Eine Vergrößerung der Mandibularlymphnknoten lässt auf eine Neoplasie oder aktive Entzündung schließen. Eine Untersuchung des Fundus sollte durchgeführt werden, weil eine Chorioretinitis bei Kryptokokkose, Ehrlichiose und malignem Lymphom begleitend auftreten kann.

Neben zytologischen Untersuchungen von Abklatschpräparaten der Nasenschleimhaut und virologischer Untersuchung auf Herpes- und Calicivirus bei Katzen, Bestimmungen des Aspergillus-AK-Titers oder Kryptokokkus-Antigen-Titers, sollte bei Hunden und Katzen mit Epistaxis ein vollständiges Blutbild mit Thrombozytenzählung und Gerinnungsanalyse angefertigt werden.

Weiterhin sind folgende diagnostische Maßnahmen bei Hund und Katze durchführbar:

  • Röntgenuntersuchung (Nasenmuscheln, Zahnbogen, Frontalsinus, Siebplatte, auch Thorax) evtl. Computertomographie (CT)
  • Rhinoskopie: externe Nasenöffnungen und Nasopharynx
  • Nasenbiopsien und histopathologische Untersuchung 
  • Tiefer Nasenabstrich: Mykologische und bakteriologische Untersuchung

Therapie:

Identifizierung und Behandlung der Grunderkrankung – sofern möglich.

  • Katzenschnupfenkomplex
  • Nasopharyngeale Polypen
  • Nasale Tumoren
  • Nasale Mykosen
  • Nasale Parasitosen
  • Allergische Rhinitis
  • Bakterielle Rhinitis
  • Lymphoplasmozytäre Rhinitis

Geringgradige akute seröse Rhinitiden heilen spontan ab und bedürfen keiner Behandlung.

Bakterielle Rhinitiden, verursacht durch Bordetella bronchiseptica, kommen gelegentlich bei Katzen (Katzenschnupfenkomplex) und seltener bei Hunden (infektiöse Tracheobronchitis) vor – in der Regel ist die bakterielle Rhinitis eine Sekundärinfektion und kein primärer Krankheitsprozess.
Werden die Tiere systemisch mit dem anhand eines Antibiogramms ermittelten Antibiotikums behandelt, so bessern sich die klinischen Symptome – jedoch meistens nur vorübergehend. Daher muss der Patient sorgfältig auf das Vorliegen einer Grundkrankheit untersucht werden; insbesondere für chronisch kranke Tiere gilt dies.
- Akute Infektionen oder in Fällen, bei denen die Primärursache (beispielsweise eine entzündete Zahnwurzel) beseitigt wurde, werden über einen Zeitraum von 7-10 Tagen behandelt.
- Chronische Infektionen benötigen eine längere Behandlungsdauer. Wird eine Besserung erzielt, so ist die Therapie mindestens 4-6 Wochen lang weiterzuführen. Treten die Symptome nach dem Absetzen wieder auf, dann sollte dasselbe Antibiotikum nochmals für einen längeren Zeitraum verabreicht werden.

Prognose: Die bakterielle Rhinitis spricht gut auf die Antibiotika-Therapie an. Der langfristige Erfolg hängt jedoch von der Elimination der Grunderkrankung ab.

Laryngitis

Die Laryngitis ist eine akute oder chronische Entzündung des Kehlkopfs meist in Verbindung mit entzündlichen Erkrankungen des gesamten oberen Respirationstraktes.

Ätiologie:

  • Ständiges Miauen oder Bellen durch ungewohnte Käfighaltung
  • Virale Infektionskrankheiten
  • Reizende Gase, Staub, Fremdkörper
  • Trauma (Intubation)

Klinik:

Lauter, kurzer, kräftiger Husten – sofort ausgelöst beim Einatmen kalter Luft oder Trinken kalten Wassers ist das auffallendste Symptom. Futteraufnahme, leichte Palpation führen sofort zu Hustenanfällen. Das Allgemeinbefinden ist ungestört – außer bei fieberhafter Allgemeinerkrankung.

Diagnose:

Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes gestellt, wobei die leichte Auslösbarkeit des Hustens richtungsweisend ist.

Röntgenaufnahmen des Pharynx und des Larynx sollen bei allen Tieren mit Verdacht auf eine Erkrankung der oberen Luftwege angefertigt werden und dienen dazu, Fremdkörper und Veränderungen der umgebenden Strukturen (Weichteile, Knochen) nachzuweisen.

  • Auch die Sonografie kann zur Beurteilung von Pharynx und Larynx sowie der laryngealen Motorik herangezogen werden.
  • Laryngoskopie und Pharyngoskopie dienen der Darstellung der inneren Strukturen sowie der Beurteilung der Funktion der Aryknorpel und der Stimmbänder. Bei der akuten Infektion sind die Stimmbänder und ihre Umgebung gerötet und geschwollen, häufig mit glasigem bis eitrigem Sekret bedeckt. Die Epiglottis ist häufig mitbeteiligt. Es kann zu einem chronischen Krankheitsgeschehen kommen und zu den Symptomen einer obstruktiven Erkrankung der Luftwege führen, die mit Atemnot verbunden ist.

Therapie:

Akute Laryngitiden klingen meist spontan ab mit Beseitigung der Grunderkrankung oder der Beseitigung der Ursache. Auf nicht zu trockene Raumluft und zu warme oder kalte Umgebung achten.

Die Trachea verbindet den Kehlkopf mit den Bronchien und ist somit das Bindeglied zwischen oberen und tiefen Atemwegen.

Tracheitis

Die Tracheitis ist eine entzündliche Reaktion der Trachealschleimhaut.

Ätiologie:

Infektiös: Viren (Staupe, Zwingerhusten), Mykoplasmen, Bordetellen, Parasiten

  • Nicht-infektiös: Aspiration von entzündetem Sekret aus den oberen Luftwegen, Aspiration von Erbrochenem, Staub, Rauch, Allergene, Trachealkollaps, iatrogen (Intubation, Endoskopie)

Klinik:

Im Vordergrund steht meist trockener und sehr rauer Husten, der durch begleitende Krankheiten der tiefen und der oberen Luftwege auch produktiv sein kann. Durch Druck auf die Trachea ist der Husten auslösbar. Allgemeinsymptome oder Fieber bestehen bei alleiniger Tracheitis nicht.

Diagnose:

Lauter, trockener, mäßig feuchter, an der Trachea auszulösender Husten ohne Störung des Allgemeinbefindens, ohne Leukozytose und Fieber sprechen für eine unkomplizierte Tracheitis.

  • Röntgenaufnahmen
  • Endoskopie zur Diagnosesicherung (Beurteilung der Schleimhäute, zytologische Untersuchung des Trachealsekretes)

Therapie:

ntitussiva nur im Fall von trockenem, quälendem Husten und fehlenden Anzeichen einer bakteriellen Infektion p.o. mehrmals täglich verabreichen.
Bei mäßig feuchtem Husten keine Antitussiva, sondern Expektorantien mehrmals täglich p.o. geben. Inhalation mit Natriumchlorid-Lösung ist erfolgsversprechend.
Bei bakterieller Besiedlung wird eine bakteriologische Untersuchung mit Antibiogramm angefertigt und danach das Antiinfektivum ausgewählt. Die Therapie sollte mindestens eine, besser zwei Wochen durchgeführt werden.

Tiefe Atemwege

Canine infektiöse Tracheobronchitis

Die canine infektiöse Tracheobronchitis, der sogenannte Zwingerhusten, ist eine hochgradig ansteckende akute Atemwegserkrankung. Fast immer verläuft die Infektion selbstlimitierend. In den meisten Fällen klingen die Symptome nach etwa 2 Wochen wieder ab.

Ätiologie:

Die Krankheit wird von einem oder mehreren Erregern verursacht, wie beispielsweise dem caninen Adenovirus 2 (CAV2), dem Parainfluenzavirus (PIV) und Bordetella bronchispetica. Weitere Pathogene können als Erreger von Sekundärinfektionen beteiligt sein.

Klinik:

Hauptsymptom ist akuter, schwerer Husten, der am Anfang trocken, später feucht und produktiv wird. In der Regel verschlimmert sich der Husten durch Anstrengung, Aufregung und Druck des Halsbandes auf den ventralen Halsbereich. Husten ist durch Palpation der Trachea leicht auslösbar. Würgereiz, Erbrechen, Nasenausfluss können beobachtet werden. Bei unkompliziertem Verlauf entwickeln sich keine Symptome einer systemischen Erkrankung.
Bei sehr jungen Welpen, immunsupprimierten Tieren kann ein Zwingerhusten durch eine sekundäre bakterielle Pneumonie kompliziert werden. Zu einer Verschlimmerung kann es bei Tieren mit einer chronischen Atemwegserkrankung oder einem Trachealkollaps kommen.

Diagnose:

Unkomplizierte Fälle werden anhand der klinischen Symptome diagnostiziert. Werden schwerwiegendere Symptome vermutet oder bleibt die Besserung aus, dann sollte vollständiges Blutbild, Röntgenaufnahmen des Thorax und eine Analyse der Trachealspülprobe (Nachweis einer Entzündung) durchgeführt werden. Diese dient auch der bakteriologischen Untersuchung zur Erregeridentifizierung und Antibiogramm.

Therapie:

Vielfach heilt die infektiöse Tracheobronchitis auch ohne Therapie ab. Eine Ruhephase ist angezeigt, insbesondere das Vermeiden von Aufregung und Anstrengung.

  • Antitussiva nur bei trockenem Husten ohne Sekret mehrmals täglich per os
  • Bronchosekretolytika mehrmals täglich per os
  • Cave: Antitussiva und Bronchosekretolytika auf keinen Fall zusammen geben
  • Luftbefeuchtung, Inhalation mit physiologischer Kochsalzlösung
  • Eine Antibiose ist bei den meisten Hunden nicht indiziert, weil es sich um eine selbstlimitierende Erkrankung handelt, die spontan abheilt. Wird ein Antibiotikum ausgewählt, so müssen im Bronchialepithel ausreichende Wirkstoffkonzentrationen erreicht werden, da die Bakterien sich häufig im Flimmerepithel der Atemwege befinden. Die Antibiose sollte noch 5 Tage nach Verschwinden aller Symptome weitergegeben werden, mindestens aber über einen Zeitraum von 10 Tagen erfolgen.

Prognose:

Die Prognose bei einer unkomplizierten infektiösen Tracheobronchitis ist gut.

Prävention:

Die Prävention des Zwingerhustens besteht aus der Vermeidung von Infektionsquellen und entsprechenden Impfstrategien. Ausgewogene Fütterung, regelmäßige Entwurmung und Stressverminderung helfen dem Tier, sich mit der Infektion besser auseinander setzen zu können.

Canine chronische Bronchitis

Die chronische Bronchitis ist eine langwierige Entzündung der Atemwege (> 2-3 Monate), die meistens eine irreversible Schädigung der Luftwege (z.B. Fibrosen) nach sich zieht. In den Luftwegen kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung von Svhleim.

Ätiologie:

Die eigentliche Ursache kann in vielen Fällen nicht aufgedeckt werden; Komplikationen sind Bronchiektasien oder dauerhafte Erweiterung der Luftwege (alle großen Bronchien sind davon betroffen).
Bronchiektasien sind auch Bestandteil der ziliären Dyskinesie (Immotile Cylia Syndrome). Betroffen sind meist kleinwüchsige Hunde mittleren und höheren Alters.

Klinik:

Das Leitsymptom ist Husten, der entweder produktiv oder unproduktiv sein kann. Mit Fortschreiten der Erkrankung entwickelt sich Leistungsinsuffizienz; anhaltender Husten und Atemnot treten auf. Auskultatorisch werden verstärkte Atemgeräusche, Giemen und Knistern festgestellt.

Diagnose:

Leitsymptom Husten, Thoraxauskultation und Röntgenaufnahme.
Charakteristischer Röntgenbefund ist eine bronchiale und verstärkt interstitielle Lungenzeichnung.

Therapie:

Die chronische Bronchitis wird individuell therapiert, weil bei jedem Hund ein anderes Krankheitsstadium vorliegt. Bronchodilatoren, Glukokortikoide, Antibiotika und Antitussiva werden häufig eingesetzt.
Das geeignete Antibiotikum sollte anhand einer bakteriologischen Untersuchung und eines Resistenztests von Biopsieproben aus Trachea oder Bronchien ausgewählt werden. Die Wirksamkeit eines Antibiotikums ist innerhalb einer Woche beurteilbar. Die Therapie sollte aber mindestens noch eine Woche nach der Stabilisierung der Symptome weitergeführt werden.

Prognose:

Bei der chronischen Bronchitis handelt es sich um einen irreversiblen Prozess. Der Besitzer muss darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass die Therapie dem Krankheitsverlauf immer wieder angepasst werden muss. Dies gilt insbesondsere für die möglicherweise auftretenden Sekundärerkrankungen.

Allergische Bronchitis

Die allergische Bronchitis ist eine reaktive Entzündung der Atemwege, meistens infolge der Inhalation von Antigenen. Dass es sich um eine eosinophile Entzündungsreaktion handelt, kann mit einer Trachealspülung oder BAL (bronchoalveoläre Lavage) bestätigt werden.

Eine lang anhaltende allergische Bronchitis führt zu bleibenden Schäden, die eine chronische Bronchitis charakterisieren. Diese Erkrankung kommt bei Hunden weniger häufig als bei Katzen vor.

Der Therapieversuch besteht darin, die potentiellen Allergene zu identifizieren und zu eliminieren sowie der Verabreichung von Glukokortikoiden und Bronchodilatoren. Diese Erkrankung sollte intensiv therapiert werden, um die durch chronische Entzündungsprozesse hervorgerufene irreversible Schädigung der Atemwege zu verhindern.

Feline Bronchitis

Die feline Bronchitis ist eine bei Katzen häufige Erkrankung der Atemwege und führt zu Husten, pfeifenden Geräuschen und Episoden von Atemnot. Im Allgemeinen ist diese Erkrankung durch eine große Bandbreite und Schwere der Symptome und die unterschiedliche Reaktion auf die Therapie gekennzeichnet.

Die feline Bronchitis beschreibt einen Symptomkomplex unterschiedlicher Genese. Bei vielen Katzen ist eine Bronchitis idiopathisch.
Differentialdiagnosen für feline Bronchitis sind: 

  • Allergische Bronchitis
  • Lungenparasiten (z.B. Capillaria aerophila)
  • Dirofilariose
  • Bakterielle Bronchitis
  • Mykoplasmeninfektion
  • Idiopathische feline Bronchitis

Klinik:

Hauptsymptome sind Husten und/oder periodisch auftretende Atemnot, ggf. kann Stridor während eines Anfalls auftreten. Gewichtsverlust, Störung des Allgemeinbefindens und Erbrechen oder systemische Krankheitssymptome werden nicht beobachtet. Wichtig ist alle Veränderungen im Umfeld der Katze zu erfragen, die potentiell eine Allergie auslösen können (z.B. Zigarettenrauch, neues Deospray, neues Parfüm). Die klinischen Symptome sind auf eine Obstruktion der Bronchien zurückzuführen. Bei akuter Atemnot sind auskultatorisch bei der Exspiration pfeifende Atemgeräusche zu hören.

Diagnose:

Anamnese

  • klinische Untersuchung
  • Röntgenaufnahme des Thorax (bronchiale und verstärkt interstitielle Zeichnung)

Die zytologischen Befunde von Proben aus Trachealspülung oder BAL (Entzündungszellen, Schleim) sind repräsentativ für den Krankheitsprozess. Die Entzündungsreaktion kann eosinophilen, neutrophilen oder gemischten Charakter haben. Die zytologischen Präparate müssen sorgefältig auf Parasitenlarven und – eier und Bakterien hin durchsucht werden.

Therapie:

Katzen mit akuter Atemnot müssen vor der diagnostischen Untersuchung stabilisiert werden – Bronchodilatatoren, schnell wirksame Glucokortikoide und Sauerstoff sind die Mittel der Wahl. Unterbringung in kühler, stressfreier, mit Sauerstoff angereicherter Umgebung. Wegen einer möglichen Infektion mit Mykoplasmen, die schwer nachzuweisen ist, sollte ein Therapieversuch mit Antibiotika in Erwägung gezogen werden. Potentielle Allergenquellen sollen versuchsweise aus der Umgebung der Katze eliminiert werden. Bei den meisten Katzen ist eine Therapie mit Glucokortikoiden mit oder ohne Bronchodilatatoren notwendig. Die medikamentöse Therapie behindert jedoch das Herausfinden der Krankheitsursachen in der Umgebung der Katze. Demzufolge sollte individuell vorgegangen werden.

Prognose:

Die Symptome lassen sich in der Regel gut beherrschen – vor allem bei Katzen, die noch keine irreversible Lungenschädigung und/oder Emphysem aufweisen. Die meisten Katzen benötigen eine lebenslange Therapie. Bei hochgradigen, akuten Asthmaanfällen besteht Erstickungsgefahr.

Bakterielle Pneumonie

Die bakterielle Pneumonie ist ein entzündlicher Prozess des Lungenparenchyms, wobei ein breites Spektrum von Bakterien die Lunge infizieren kann.

Beschränkt sich die Infektion nur auf die Luftwege und das peribronchiale Gewebe, so spricht man von einer bakteriellen Bronchitis
Sind Luftwege, Alveolen und das Lungeninterstitium besiedelt, so handelt es sich um eine bakterielle Bronchopneumonie oder Pneumonie, die vor allem bei Hunden häufig anzutreffen ist.
 

Ätiologie

Häufig nachgewiesene Bakterien sind Pasteurella spp., Klebsiella spp., E. coli spp., Pseudomonas spp., Staphylococcus spp. und Bordetella bronchiseptica.
Anaerobe Bakterien können bei Mischinfektionen nachgewiesen werden, wie z.B. bei einer Aspirationspneumonie. Es wurden auch Mykoplasmen isoliert, wobei deren Bedeutung für Hund und Katze noch nicht bekannt ist.

Klinik:

Es können respiratorische und/oder systemische Symptome auftreten. Zu den respiratorischen Symptomen zählen:

  • Husten (eher produktiv, aber schwach ausgebildet)
  • Bilateraler mukopurulenter Nasenausfluss
  • Leistungsinsuffizienz
  • Atemnot
  • Auskultatorisch evtl. Knistern und Giemen bei der Exspiration

Systemische Symptome sind:

  • Lethargie
  • Anorexie
  • Fieber
  • Gewichtsverlust

Diagnose:

  • vollständige Blutuntersuchung
  • Röntgenaufnahme des Thorax (bronchiale, alveoläre und interstitielle Lungenzeichnung)
  • Zytologische und bakteriologische Untersuchung von Bronchoalveolarspülproben und Lungenbioptaten (septische neutrophile Entzündung)

Therapie:

  • Antibiotika
    Es liegt in den meisten Fällen eine Infektion mit Gram-negativen Bakterien oder Mischinfektionen vor. Die Auswahl des geeigneten Antibiotikums sollte immer nach Antibiogramm erfolgen. Tiere mit hochgradigen klinischen Symptomen oder Anzeichen einer Sepsis sollten eine intravenöse Antibiotikatherapie erhalten. Eine antibiotische Therapie sollte mindestens eine Woche lang nach dem Abklingen der klinischen Symptome fortgesetzt werden.
  • Befeuchtung der Atemwege
    Dehydrierte Tiere sollen infundiert werden. Zusätzlich können die Atemwege durch Verneblung steriler Kochsalzlösung, die mukolytisch wirkt, befeuchtet werden. Nach der Behandlung sollte sofort eine Physiotherapie erfolgen (Coupage), um das Aushusten des gebildeten Exsudats zu ermöglichen.
  • Antibiotika
    Es liegt in den meisten Fällen eine Infektion mit Gram-negativen Bakterien oder Mischinfektionen vor. Die Auswahl des geeigneten Antibiotikums sollte immer nach Antibiogramm erfolgen. Tiere mit hochgradigen klinischen Symptomen oder Anzeichen einer Sepsis sollten eine intravenöse Antibiotikatherapie erhalten. Eine antibiotische Therapie sollte mindestens eine Woche lang nach dem Abklingen der klinischen Symptome fortgesetzt werden.
  • Befeuchtung der Atemwege
    Dehydrierte Tiere sollen infundiert werden. Zusätzlich können die Atemwege durch Verneblung steriler Kochsalzlösung, die mukolytisch wirkt, befeuchtet werden. Nach der Behandlung sollte sofort eine Physiotherapie erfolgen (Coupage), um das Aushusten des gebildeten Exsudats zu ermöglichen.

Prognose:

Eine bakterielle Pneumonie spricht in der Regel gut auf eine Therapie an. Eine mögliche Komplikation ist die Entstehung eines Lungenabszesses, der entweder auf die antibiotische Therapie anspricht und sich zurückbildet oder chirurgisch entfernt werden muss (Lobektomie).

Aspirationspneumonie

Der Begriff Aspirationspneumonie wird für eine Lungenentzündung verwendet, die nach der Inhalation von großen Mengen an flüssigen oder festen Substanzen (Mageninhalt, Futter) entsteht.

Aspiriertes Material kann die Lunge chemisch zerstören, so dass daraus Gewebsnekrosen, Blutungen und letztendlich Entzündungsreaktionen resultiert. Ebenso kann aspiriertes Material durch mechanische Obstruktion der Atemwege eine hochgradige Atemnot auslösen.

Ätiologie:

Bei Tieren, die regurgitieren, ist die Aspirationspneumonie eine häufige Komplikation. Ursachen des Regurgitierens ist beispielsweise ein Megaösophagus. Systemische neuromuskuläre Krankheiten (z.B. Myasthenia gravis) können ebenfalls eine Aspirationspneumonie auslösen, indem sie den Schluckreflex beeinträchtigen. Unter iatrogene Ursachen fällt z.B. die Zwangsfütterung.

Klinik:

Initial werden akute Atemnot und Schocksymptome beobachtet. Vomitus, Regurgitieren oder Futteraufnahme sind der Atemnot um einige Stunden vorausgegangen. Es werden auch systemische Symptome wie Störung des Allgemeinbefindens und Fieber beobachtet. Zu hinterfragen sind, ob eine Zwangsfütterung oder die Gabe von Medikamenten stattgefunden hat. Auskultatorisch sind auch knackende und pfeifende Atemgeräusche feststellbar.

Diagnose:

Röntgenbefund (diffuse und verstärkt interstitielle Verschattungen, Knötchenbildung durch aspirierte Feststoffe)

  • Trachealspülprobe: Resistenztest und zytologische Untersuchung (deutliche Neutrophilie, manchmal Bakterien)
  • Bronchoskopie: nur wenn Verdacht auf Obstruktion der Luftwege gegeben ist

Therapie:

Ein Absaugen der Atemwege ist nur sinnvoll nach unmittelbarer Aspiration. Bei hochgradiger Atemnot / Vorliegen von Schocksymptomen sollten die Tiere mit Infusionstherapie, Sauerstoffzufuhr, Bronchodilatatoren und schnell wirkenden Glucokortikoiden versorgt werden. Die Obstruktion eines großen Luftweges durch Fremdkörper sollte endoskopisch behoben werden. Treten Symptome einer Sepsis auf, so sind sofort Antibiotika zu verabreichen. Dabei sollten Breitbandantibiotika – intravenös verabreicht – bevorzugt werden; es handelt sich vor allem um Gram-negative und gemischte Infektionen. Eine Trachealspülung zur Gewinnung von Probenmaterial, das zytologisch und bakteriologisch untersucht wird, kann dann durchgeführt werden, sobald sich die Tiere in einem stabilen Zustand befinden. Die Durchführung eines Resistenztests sollte erfolgen, um ein geeignetes Antibiotikum auszuwählen. Eine ausreichend lange antibiotische Therapie und ein sorgfältiges Überwachen dieser Tiere ist erforderlich, weil sich oftmals im Zuge einer Aspirationspneumonie eine bakterielle Infektion entwickeln kann.

Prognose:

Tiere mit geringer Symptomatik haben eine sehr gute Prognose. Dies gilt aber nicht für Tiere, die eine hochgradige Symptomatik zeigen.

Pyothorax

Als Pyothorax wird ein septisches Exsudat in der Pleurahöhle bezeichnet.

Ätiologie:

Insbesondere bei Katzen hat dies häufig idiopathische Ursachen. Fremdkörper, Sticherverletzungen, Risse im Ösophagus und Ausbreitung von Infektionen der Lunge können diesen verursachen. Häufige Fremdkörper im Brustraum sind aspirierte Grasähren.

Klinik:

Die klinischen Symptome werden durch Pleuraerguss und Abszessbildung verursacht und können akut oder chronisch sein. Tachypnoe, gedämpfte Atemgeräusche und verstärkte abdominale Atmung sowie Fieber, Lethargie, Gewichtsverlust können auftreten.

Diagnose:

Diese erfolgt anhand von Röntgenaufnahmen und zytologischer Untersuchung der Ergussflüssigkeit. Oftmals liegt ein bilateraler Erguss vor. Nach Entfernen der Ergussflüssigkeit sollten die Röntgenaufnahmen wiederholt werden, weil erst dann das Lungenparenchym und ggf. die Ursache des Pyothorax beurteilt werden kann. Bei der zytologischen Untersuchung des septischen Exsudates ist immer eine begleitende Entzündungsreaktion festzustellen. Daher sollte immer eine Gram-Färbung durchgeführt und aerobe und anaerobe Kulturen angelegt werden, wobei in der Regel Anaerobier und mehr als eine Bakterienspezies nachgewiesen werden.

Therapie:

Ein Pyothorax wird antibiotisch, mit einer Thoraxdrainage und entsprechenden unterstützenden Maßnahmen (z.B. Infusionen) therapiert. Zu Beginn sind die Antibiotika intravenös zu applizieren. Sobald eine deutliche Besserung aufgetreten ist, kann auf orale Antibiose umgestellt und zumeist auch die Thoraxdrainage entfernt werden.

Die Thorakozentese kann kontinuierlich, intermittierend und manuell mit einer Spritze durchgeführt werden. Wichtig ist das gesamte Drainagesystem auf Undichtigkeit zu prüfen, um das Entstehen eines Pneumothorax zu verhindern. Zudem sollte zweimal täglich eine Lavage der Brusthöhle mit warmer, steriler Kochsalzlösung durchgeführt werden, die bei Atemnot sofort abgebrochen werden muss.

Nach Entfernen der Drainage und jeweils nach Absetzen des Antibiotikums sollten Kontrollröntgenaufnahmen des Thorax angefertigt werden. Dadurch lassen sich Rezidive im Frühstadium erkennen.

Prognose:

Wird der Pyothorax früh erkannt und intensiv therapiert, dann haben die Tiere eine gute Prognose. Röntgendurchlässige Fremdkörper lassen sich schwer identifizieren und Tiere mit einem Pyothorax infolge eines solchen Fremdkörpers haben eine schlechte Prognose, da die Ursache meist nicht abgestellt werden kann.