Gezielter Einsatz, gesunde Herde
Gemeinsam stark gegen Parasiten
Warum selektiv entwurmen?
Insbesondere Jungvieh, das erstmals mit Weideparasiten in Kontakt kommt, ist anfällig für eine Manifestation der Infektionen. Bei moderatem Befall kann nach Erstkontakt jedoch eine gewisse Immunität gegen Magen-Darm-Parasiten entwickelt werden, ohne dass es schwer erkrankt. Ein massiver Parasitenbefall hingegen führt zu einer verzögerten Entwicklung und Produktivität der Tiere – die Folge sind erhebliche wirtschaftliche Verluste.
Durch den jahrelangen pauschalen Einsatz aller verfügbaren Wirkstoffe sind – auch beim Rind – Anthelminthikaresistenzen bei Nematoden ein zunehmendes Problem.
Diagnostik
Um den Parasitendruck objektiv zu beurteilen, sollten Sammelkotproben stets quantitativ untersucht und die Ergebnisse zur Behandlungsentscheidung herangezogen werden.1 Ein Eizahl-Reduktionstest 10-14 Tage nach der Entwurmung ermöglicht die Beurteilung der Wirksamkeit des eingesetzten Wirkstoffs (Soll ≥ 95 % Reduktion).2
Weil gezielter Schutz wirksamer Schutz ist
Bedeutung von Refugien
Basis nachhaltiger Parasitenbekämpfungsprogramme ist das Refugien-Prinzip: In „Refugien“ befinden sich Parasitenstadien, die zum Zeitpunkt der Behandlung keinen Kontakt zum Wirkstoff haben, also Larven auf den Weiden und adulte Parasiten in unbehandelten Tieren. Allele in der Parasitenpopulation der jeweiligen Herde, die für Anthelminthikaempfindlichkeit bedeutsam sind, bleiben so erhalten und „verdünnen“ die möglichen resistenzvermittelnden Allele. Um den Anteil empfindlicher Parasiten zu erhöhen, sollte der Anteil unbehandelter Wirtstiere möglichst hoch sein.3-5 Man geht davon aus, dass nur etwas 20-30 % der Tiere einer Gruppe 70-80 % der Parasiten beherbergen.1 Da kranke Wirtstiere dennoch nicht auftreten sollten, gilt es, nur noch die Tiere zu behandeln, die es aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen benötigen. Ziel des selektiven Anthelminthikaeinsatzes ist eine Reduzierung angewendeter Wirkstoffe bei erhaltener Gesundheit und Produktivität der Rinder und damit längerer Wirksamkeit der zur Verfügung stehenden Präparate.1
Gezielter Einsatz von Anthelminthika
*TST: Targeted Selective Treatment
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Quellen:
1 Knubben-Schweizer G. und K. Pfister (2017): Anthelminthikaresistenz bei Wiederkäuern: Entwicklung, Diagnostik und Maßnahmen. Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere. 45(G):244–251.
2 Coles G. C. et al. (1992): World Association for the Advancement of Veterinary Parasitology (W.A.A.V.P.) methods for the detection of anthelmintic resistance in nematodes of veterinary importance. Vet Parasitol. 44(1–2):35–44.
3 Kenyon F. et al. (2009): The role of targeted selective treatments in the development of refugia-based approaches to the control of gastrointestinal nematodes of small ruminants. Vet Parasitol. 164(1):3–11.
4 Kaplan R. M. und A. N. Vidyashankar (2012): An inconvenient truth: Global worming and anthelmintic resistance. Vet Parasitol. 186:70–78.
5 Greer A. W. et al. (2020): Refugia-Based Strategies for Parasite Control in Livestock. Vet Clin North Am Food Anim Pract. 36:31–43.