Saisonale Kundenberatung: Prophylaxe ist das A und O:
Urlaubszeit ist Risikozeit für Leishmaniose

Mit dem Start der Reisesaison zieht es viele Hundehalter:innen mit ihren Vierbeinern in südliche Gefilde wie Spanien, Italien oder Kroatien. Was für Mensch und Tier nach Erholung klingt, bedeutet für Hunde jedoch ein deutlich erhöhtes Risiko für vektorübertragene Infektionskrankheiten. Vor allem die Leishmaniose stellt in vielen beliebten südlichen Urlaubsregionen eine ernstzunehmende Bedrohung dar – nicht nur für das Tier, sondern im Hinblick auf die Langzeittherapie und die emotionale Belastung auch für die Halter:innen. Eine aktive Beratung in der tierärztlichen Praxis ist jetzt unverzichtbar. Denn viele Tierhalter:innen wissen nicht, wie hoch das Infektionsrisiko in beliebten Urlaubsregionen tatsächlich ist – oder dass es mit unseren bewährten repellierenden Ektoparasitika bereits einfache und effektive Möglichkeiten gibt, um den eigenen Hund zu schützen.
Der Erreger: Leishmania infantum
Der Erreger der caninen Leishmaniose ist in Europa vor allem das Protozoon Leishmania infantum. Der Einzeller wird durch weibliche Schmetterlings- bzw. Sandmücken der Gattung Phlebotomus mit dem Stich beim Blutsaugen übertragen.
Der Vektor: nicht mehr nur am Mittelmeer zuhause
Die Verbreitung der nur 2-4 mm großen Sandmücken ist unter anderem klimaabhängig. Regionen mit einer Jahresdurchschnittstemperatur über 10 °C bieten für Sandmücken diesbezüglich geeignete Lebensbedingungen. Diese Voraussetzungen sind im Mittelmeerraum erfüllt, jedoch werden regional begrenzt auch in Deutschland inzwischen vergleichbare Verhältnisse an bestimmten Orten beobachtet. So gibt es Hinweise darauf, dass sich etwa im Saarland und der Rhein-Mosel-Region punktuell Sandmücken etabliert haben1.
Das Erregerreservoir: Gefahr im Verborgenen
Viele süd- und südosteuropäische Länder sind als Endemiegebiete für die Leishmaniose bekannt. In Regionen wie bspw. Süditalien, Portugal, Griechenland oder Andalusien werden Durchseuchungsraten bei Hunden von 20 bis 60 Prozent geschätzt2. In Deutschland stellt daher der zunehmende Import von Hunden aus endemischen Regionen bspw. durch Tierschutzorganisationen einen wichtigen epidemiologischen Faktor dar, da Leishmania-positive Hunde hierzulande ein relevantes Erregerreservoir bilden können. Auch reisebegleitende Hunde, die sich ohne Präventionsmaßnahmen in Endemiegebieten aufgehalten haben, sollten neben klinischen ggf. auch unter epidemiologischen Gesichtspunkten diagnostisch überprüft werden. Die Inkubationszeit kann für die Leishmaniose Monate bis mehrere Jahre betragen.

Die Infektion: Symptome der Leishmaniose
Die canine Leishmaniose verläuft als chronische Infektionskrankheit, die unbehandelt tödlich enden kann. Nicht immer müssen klinische Symptome bei Leishmania-positiven Hunden auftreten, was die Diagnostik erschwert. Bei Auftreten klinischer Symptome einer Leishmaniose zeigen sich diese zunächst oft unspezifisch bspw. durch Apathie, Konditionsstörungen, chronischen Gewichtsverlust, Polydipsie, Anorexie, Durchfall, Erbrechen, Epistaxis und ggf. Lahmheiten sowie lokale oder auch generalisierte Lymphknotenschwellungen. Häufig treten Hautveränderungen als exfoliative Dermatitis auf, bisweilen können „eingerissene“ Ohrränder beobachtet werden. Einige Symptome sind auf indirekte Schädigungen durch Antigen-Antikörper-Komplexe zurückzuführen. Uveitis, Polyarthritiden und vor allem Nierenläsionen spielen hierbei wichtige Rollen.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Zur Reduktion des Infektionsrisikos sollten Hunde mit einem repellierenden Ektoparasitikum wie SERESTO® oder ADVANTIX® geschützt werden – und zwar rechtzeitig, mindestens zwei Tage vor Ankunft am Urlaubsort. Eine konsequente Parasitenprophylaxe kann entscheidend dazu beitragen, das Risiko für eine schwere Erkrankung der reisebegleitenden Hunde zu verringern.
Advantix® Spot-on (Imidacloprid / Permethrin) verfügt über repellierende Eigenschaften u.a. gegen Schmetterlingsmücken (Phlebotomus papatasi und Phlebotomus perniciosus). Die konsequente Anwendung der Wirkstoffkombination erreicht eine 89- bis 100-prozentige Reduktionsrate gegen Leishmanien-Infektionen1. Eine einmalige Behandlung bietet eine repellierende (anti-feeding = die Blutmahlzeit verhindernde) Wirkung gegen die Sandmücken Phlebotomus papatasi für zwei Wochen und Phlebotomus perniciosus für drei Wochen. Danach sollte erneut appliziert werden.
Auch das Seresto® Halsband (Imidacloprid / Flumethrin) wirkt nicht nur gegen Flöhe und Zecken, sondern reduziert auch das Übertragungsrisiko für Leishmania infantum durch Sandmücken um 88,3 bis 100 Prozent2 – und das bis zu 8 Monate lang.

Auch zusätzliche Maßnahmen, um den Hund vor der Exposition gegenüber Sandmücken zu schützen, sind sinnvoll: Da die Insekten ab Temperaturen von 15 °C dämmerungs- und nachtaktiv sind, sollten Hunde während der gesamten Sandmückensaison (ca. ab Mai bis Oktober) in endemischen Gebieten ab Sonnenuntergang und nachts nicht draußen verbleiben. Auch Mückennetze vor den Fenstern und Türen können hilfreich sein. Diese müssen für das Abhalten der kleinen Sandmücken sehr engmaschig sein.
Importhunde aus Südeuropa
Auch bei Hunden, die aus endemischen Gebieten importiert wurden, ist eine Aufklärung der Tierhaltenden wichtig. Da ein Stich und damit eine Ansteckung theoretisch noch bis zur Abreise nach Deutschland möglich ist, sollten Importhunde ohne Krankheitsanzeichen frühestens nach acht Wochen nach Eintreffen in Deutschland auf Antikörper untersucht werden. Eine Wiederholung der Untersuchung im Abstand von ca. sechs Monaten ist ratsam. In der Zwischenzeit sollten Repellentien wie Advantix® oder Seresto® verwendet werden, um das Weitertragen möglicher Erreger zu vermeiden.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung als PDF zum Download: Factsheet Leishmaniose.
Wer tiefer in das Thema einsteigen und mehr zur Diagnostik und Therapie der Leishmaniose erfahren möchte, findet fundierte, aktuelle Informationen auf der LeishVET-Website www.leishvet.org.
1 von Fircks et al. (2024): Leishmaniose bei Hunden in Deutschland ohne Auslandsaufenthalt: Fallbericht und Literaturübersicht. Der Praktische Tierarzt 105, Heft 7/2024, 654-667.
2 Naucke T (2007): Leishmaniose – Einzug in Deutschland, Tierärztl Umsch 62,495–500.
3 Otranto D, Paradies P, Lia RP, Latrofa MS, Testini G, Cantacessi C, Mencke N, Galli G, Capelli G, Stanneck D (2007): Efficacy of a combination of 10% imidacloprid/50% permethrin for the prevention of leishmaniasis in kennelled dogs in an endemic area. Vet Parasitol, 144 (3-4): 270-278. 10.1016/j.vetpar.2006.09.012.
4 Otranto D et al. (2007): Efficacy of a combination of 10% imidacloprid/50% permethrin for the prevention of leishmaniosis in kennelled dogs in an endemic area. Vet Parasitol, 144 (3-4): 270-278.10.1016/j.vetpar.2006.09.012.