Ektoparasiten bei Rindern

Ektoparasiten unterschiedlicher Gattungen richten sich je nach Intensität und Dauer des Befalls erhebliche direkte und indirekte Schadwirkungen bei Rindern an.

Im Stall, besonders während der Wintermonate, können Räudemilben, aber auch Läuse und Haarlinge problematisch werden. Erhebliche Verluste entstehen durch den Befall mit Hautdassellarven. Stationäre Parasiten wie Räudemilben, Läuse und Haarlinge führen zu Juckreiz, Unruhe, zu schlechter Futterverwertung sowie zum Rückgang in Mast- und Milchleistung.

In Gebieten mit sommerlicher Weidehaltung kann die weit verbreitete Schildzecke, Ixodes ricinus, aber auch die Zecke Haemaphysalis punctata, ein erhebliches Vektorpotenzial für zeckenübertragene Krankheiten bilden.

Die wichtigsten Ektoparasitosen der Hauswiederkäuer werden durch Arthropoden ausgelöst. Neben den Insekten sind vor allem die Milben bedeutsam. Beim Rind wird das typische Bild der Räude durch verschiedene Arten von Nagemilben (= Chorioptes bovis), Saugmilben (= Psoroptes ovis var. bovis) und Grabmilben (= Sarcoptes bovis) ausgelöst. Seltener treten beim Rind auch Haarbalgmilben (= Demodex bovis) auf. Alle Milbenarten sind obligate Parasiten, die lebenslang auf ein Wirtstier angewiesen sind. Durch die klimatischen Bedingungen begünstigt tritt Räude vor allem während der Wintermonate und bei Stallhaltung auf. Sie ist hoch ansteckend und breitet sich schnell innerhalb des ganzen Bestandes aus. Eine Infestation mit Milben führt befallsabhängig zu einer starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Tiere und zieht enorme wirtschaftliche Folgen durch Leistungseinbußen nach sich. Durch Schädigung der Haut wird zudem der Lederwert stark gemindert. Die Sarkoptesräude hat außerdem zoonotisches Potential und kann beim Menschen zu Pseudoscabies führen.

Chorioptesräude

Erreger und Entwicklungszyklus
Die am weitesten verbreitete Form der Räude ist die Chorioptesräude. Diese Nagemilben (Chorioptes bovis) haben einen stumpfen Mundkegel und lange, die Körperoberfläche überragende Beinpaare mit glockenförmigen, auf kurzen Stielen sitzenden Haftlappen. Erwachsene männliche Milben haben eine Größe von bis zu 0,4 mm, weibliche von bis zu 0,6 mm. Nach der Paarung legen die weiblichen Milben Eier auf der Hautoberfläche des Rindes ab, aus denen innerhalb kurzer Zeit die Larven schlüpfen. Nach zwei Nymphenstadien entwickeln sich schließlich die erwachsenen Milben. Die Gesamtentwicklungszeit beträgt etwa 11 Tage. Abseits von ihrem Wirt überleben die Milben nur etwa 10 Wochen.

Typische Läsionen
Aufgrund ihrer typischen Lokalisation wird die Chorioptes-Räude auch Steiß-, Schwanz- oder Fußräude genannt. Chorioptesmilben finden sich aber zum Teil auch am Euterspiegel. Die Milben leben auf der Hautoberfläche der Rinder und ernähren sich vor allem von abgeschilfterten Hautzellen oder Talgresten. Dadurch zeigen infizierte Rinder kleieartige Hautbeläge, sowie Haarausfall, Krusten- und Borkenbildung. Sekundärinfektionen sind selten.

Infektionsquelle und Infektionsdynamik
Auch latente Infektionen mit Chorioptesmilben können auftreten, d. h. die Tiere sind Milbenträger, zeigen aber keine klinischen Symptome. Sie stellen aber für andere Tiere im Bestand eine Infektionsquelle dar.
Unter dem Einfluss von Sonnenlicht, also z. B. während des Weidegangs, verringert sich die Parasitenpopulation und die Haarveränderungen heilen weitgehend ab. Zum Teil überdauern jedoch die Chorioptesmilben den Sommer und können sich nach der Aufstallung in den Herbst- oder Wintermonaten wieder vermehren, sodass erneut Räude ausbricht. Allerdings zeigt die Chorioptesräude beim Rind im Vergleich zu den anderen Milbeninfestationen einen milden Verlauf. Daher   wird oft auf eine Behandlung - fälschlicherweise - verzichtet.

Psoroptesräude

Erreger und Verbreitung
Die Psoroptesräude, hervorgerufen durch Psoroptes ovis var. bovis, ist in Deutschland relativ selten und tritt vor allem in Mastbullenbeständen auf.

Psoroptesmilben sind Saugmilben, sie besitzen lange, spitze Mundkegel, lange, über die Körperoberfläche hinausragende Beine, die in trompetenförmigen Hautlappen auf langen, gegliederten Stielen enden. Erwachsene weibliche Milben erreichen eine Größe von 0,8 mm, erwachsene männliche Milben bis zu 0,6 mm. Nach der Paarung legen die befruchteten weiblichen Milben bis zu 100 Eier auf der Hautoberfläche des Rindes ab, aus denen dann die Larven schlüpfen. Diese entwickeln sich über Nymphenstadien zu erwachsenen Milben. Die Entwicklungsdauer beträgt ca. 9 Tage. Psoroptesmilben sind abseits ihres Wirtes relativ lange (7-12 Wochen) überlebensfähig.

Entstehung und Erscheinen der Läsionen
Auch diePsoroptesmilben leben auf der Hautoberfläche der Rinder, stechen mit ihren Mundwerkzeugen die Haut an und saugen die austretende Lymphe und Gewebsflüssigkeit auf. 
Dadurch kommt es beim Rind zu einer allergischen Dermatitis mit Haarausfall, Schuppen-, Borken- und Faltenbildung am Horngrund, an Hals, Brust und Widerrist, sowie gelegentlich auch an der Schwanzwurzel und Kruppe. Zum Teil zeigt die Psoroptesräude auch die Tendenz zur Generalisierung, insbesondere im Winter, in deren Folge es dann auch zu Todesfällen kommen kann.

Der auftretende Juckreiz führt zu starken Unruheerscheinungen der Tiere und zu Scheuerwunden, in die Bakterien eindringen und eitrige Hautveränderungen hervorrufen können.

Wirtschaftliche Bedeutung
Wirtschaftlich bedeutend sind die Hautveränderungen bei der Lederverwertung, da die Hautschäden der Psoroptesräude die Lederqualität beeinträchtigen. Juckreiz und Irritation der Rinder durch die Milben kann zu herabgesetzten Leistungen, wie schlechteren Zunahmen, führen.

Sarcoptesräude

Erreger
Die Sarcoptesräude ist die schwerste Räudeform des Rindes. Sie wird verursacht durch Sarcoptes bovis, eine Grabmilbenart. Diese Milben haben mikroskopisch einen schildkrötenähnlichen Körper mit abgerundetem Mundkegel und kurzen Beinen, wobei nur die ersten beiden Beinpaare den seitlichen Körperrand überragen. Adulte männliche Milben erreichen eine Größe von bis zu 0,3 mm, adulte weibliche Milben bis zu 0,5 mm.

Entwicklungszyklus
Die adulten männlichen Milben parasitieren auf der Hautoberfläche des Rindes, die adulten weiblichen Milben leben in Grabgängen in den obersten Hautschichten. Sie lösen durch ihre Speicheldrüsenwerkzeuge die obersten Hautschichten auf. 
Nach Paarung an der Hautoberfläche bohren sich die befruchteten Weibchen in die tieferen Hautschichten ein und legen dort ihre Eier ab, aus denen schließlich sechsbeinige Larven schlüpfen. 
Aus den Larven entwickeln sich Nymphen mit vier Beinpaaren, die sich bereits von Sekreten des Wirtstieres ernähren. Aus den Nymphen gehen die erwachsenen Milben hervor, wobei der Zyklus für männliche Milben durchschnittlich 14 Tage, für weibliche Milben 21 Tage dauert. Getrennt vom Wirt sind die Milben nur etwa 3 Wochen überlebensfähig.

Lokalisation und Erscheinung der Läsionen
Die Sarcoptesräude beginnt am Kopf mit einer sogenannten Brillenbildung um die Augen der Rinder. Anfangs kann sie auch ausschließlich am Schwanzansatz, an den Hinterschenkeln und am Euterspiegel auftreten. Relativ häufig wird auch eine Generalisierung beobachtet.

Infizierte Tiere zeigen Haarausfall, starke Krusten-, Borken- und Faltenbildung, sowie hochgradigen Juckreiz. Auch hier spielt eine Hypersensibilitätsentwicklung eine gewisse Rolle bei Entstehung der Läsionen. Die Tiere sind unruhig und weisen Scheuerwunden auf, in die sich Bakterien einnisten und das Krankheitsbild verschlimmern können.

Wirtschaftliche Bedeutung
Besonders in Jungrinderbeständen kann die Sarcoptesräude seuchenhaft auftreten. Die wirtschaftlichen Verluste können entsprechend erheblich sein, mit verringerter Mastleistung, Rückgang der Milchmenge und Entwicklungsstörungen. Bei Kälbern und Jungrindern kann sie auch zum Tod führen. Es wird noch diskutiert, ob die Sarcoptesmilben des Rindes als Zoonoseerreger einzustufen sind. Bei anderen Spezies führt eine Infestation zu einem selbstlimitierenden Krankheitsverlauf.

Demodexräude

Erreger und Entwicklungszyklus
Eine Demodikose beim Rind wird ausgelöst durch Demodex bovis. Diese Milben stellen wirtsspezifische Bewohner auch der gesunden Haut dar. Sie sind zigarrenförmig mit kurzen Stummelbeinen, leben in den Haarbälgen und ernähren sich von Talg, Gewebsflüssigkeit und abgeschilferten Zellen. Der gesamte Entwicklungszyklus der Milben, von der Eiablage über ein Larven- und ein Nymphenstadium bis zur adulten Milbe findet im Haarbalg statt.

Für die Übertragung ist sehr intensiver Körperkontakt nötig, Kälber infizieren sich beim Saugakt an ihren Müttern. Eine Übertragung innerhalb der Haltungsgruppe von Tier zu Tier ist dagegen sehr unwahrscheinlich.

Läsionen
Klinisch relevante Hautveränderungen durch Demodexmilben sind selten. Eine manifeste Demodikose äußert sich meist nur in Form kleiner Knötchenbildung in den Haarbälgen im Bereich von Hals und Thorax. Betroffen davon sind Tiere, bei denen es zu einer enormen Vermehrung der Milben durch Immunsuppression, andere Erkrankungen oder Stress kommen konnte. 
In den meisten Fällen ist die Therapie einer Demodikose nicht sinnvoll, häufig kommt es zur Selbstheilung. Für Nutztiere gibt es außerdem keine zugelassenen Medikamente. Nur in seltenen Fällen entwickelt sich eine generalisierte Form, die dann eine sehr ungünstige Prognose hat.

Wirtschaftliche Bedeutung
Trotz eines symptomlosen oder milden klinischen Verlaufs ist die Demodikose wirtschaftlich nicht unbedeutsam. Die Problematik liegt in der hohen Befallsextensität (in Deutschland über 50%) und den nicht unerheblichen Verlusten durch Wertminderung der Haut für die Lederindustrie.

Diagnose eines Milbenbefalls
Zum Nachweis jeder Räude muss ein Hautgeschabsel genommen und mikroskopisch untersucht werden. Die Probe sollte vom Rand der Hautveränderungen an verschiedenen Stellen genommen werden, wobei geschabselt wird bis eine kapilläre Blutung eintritt, und das Geschabsel dann in 10%-ige KOH-Lösung verbracht. Die Lösung sollte kurz aufgekocht und zentrifugiert werden, bevor das Sediment mikroskopisch betrachtet werden kann.

Milbenprophylaxe
Als Prophylaxemaßnahme gegen Milbenbefall gilt eine bis zur Überprüfung der Ektoparasitenfreiheit gesonderte Aufstallung von zugekauften Tieren, da diese meist den Erreger in die Bestände einschleppen.

Vorteilhaft sind außerdem eine bedarfsgerechte, eiweiß-, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung, sowie eine strenges Haltungs- und Hygienemanagement. Hierzu zählt unter anderem ein angemessenes Stallklima, sowie wenn möglich Weidegang oder zumindest Aufenthalte im Freien.

Therapie der Räude

Erregerspezifische Medikamente
Es ist immer sinnvoll die ganze Herde zu behandeln, da Milbeninfestationen (bis auf Demodex) sehr ansteckend sind und sich so sehr rasch innerhalb der ganzen Tiergruppe ausbreiten.

Eine medikamentöse Therapie kann mit spezifischen Arzneimitteln durchgeführt werden. Dazu zählen Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der synthetischen Pyrethroide. Synthetische Pyrethroide zählen zu den Insektiziden, deren Toxizität vor allem auf einer Interaktion der Wirkstoffe mit den Natriumkanälen der Zellmembranen beruht, was zur Störung der neuralen Funktionen der Milben führt. Zur einfachen Behandlung der ganzen Herde bieten sich pour-on Formulierungen an, diese stehen beispielsweise mit dem Wirkstoff Flumethrin zur Verfügung.

Eine andere Möglichkeit besteht im Einsatz von Avermectinen oder der Milbemycine. Allerdings muss bei Verwendung an Milchkühen auf die Zulassung und auf vorgeschriebene Wartezeiten geachtet werden.

Unterstützende Maßnahmen
Da Räudemilben in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit auch außerhalb des Wirtes an Melkständen, Stalleinrichtungsgegenständen und Stallgeräten einige Wochen überleben können, sollten auch diese desinfiziert werden. Wobei hier zu beachten ist, dass handelsübliche Desinfektionsmittel nicht gegen Ektoparasiten wirksam sind. Hier könnte die DVG-Liste zu Rate gezogen werden.

Eine „Dekontamination“ der Stallungen könnte auch erreicht werden, wenn die Ställe für einige Wochen nicht mit Rindern besetzt werden, da die Ektoparasiten ohne Wirt nicht lange überleben können.

Infestation mit Läusen und Haarlingen

Neben den Milben sind Vertreter der Klasse der Insekten eine häufige Ursache für Ektoparasitosen des Rindes. Wie die Milben gehören auch die Insekten zum Stamm der Arthropoden. Aus der Klasse der Insekten sind es einerseits Fliegen und Mücken, andererseits Haarlinge und Läuse, die für bedeutsame Erkrankungen verantwortlich sind. Läuse und Haarlinge treten häufig gemeinsam auf und breiten sich schnell von Tier zu Tier innerhalb des ganzen Bestandes aus. Während die Läuse Blut saugen, verletzen die Haarlinge die Haut nicht. Beide Arten führen zu starkem Juckreiz und dadurch zu einer enormen Beeinträchtigung des Wohlbefindens der betroffenen Tiere. Die Folge sind bedeutsame wirtschaftliche Schäden durch reduzierte Mast- und Milchleistung.

Läuse 

Erregerspektrum
Eine Infestation mit Läusen wird auch als Pedikulose bezeichnet.

Auf Rindern parasitieren drei verschiedene Läusearten: 
-    Die kurznasige Rinderlaus (= Haematopinus eurysternus)
-    die langnasige Rinderlaus (= Linognathus vituli) und 
-    die kleine blaue Rinderlaus (= Solenopotes capillatus).
Läuse gehören zu den Insekten. Sie unterscheiden sich von den Haarlingen dadurch, dass bei den Läusen der Kopf schmaler ist als das Thoraxsegment.

Die kurznasige Rinderlaus besitzt drei gleichlange Beinpaare und hat einen gedrungenen Kopf. Kopf und Brust sind rot gefärbt, das Bauchsegment gelb. Sie erreicht eine Größe von 2 – 3 mm.

Die langnasige Rinderlaus hat einen grauen Hinterleib, einen bräunlich gefärbten schmalen Kopf und ein breites Brustsegment. Die Vorderbeine sind dünn und die Hinterbeine weisen kräftige Klauen auf. Sie wird etwa 2,5 – 3 mm groß.

Die kleine blaue Rinderlaus besitzt am Hinterleib an jeder Atemöffnung einen Dorn, an den letzten Segmenten relativ lange Haare, die die Körperoberfläche überragen, und lange, spitze Krallen an den Vorderbeinen. Sie erreicht eine Größe von ca. 1,5 mm.

Entwicklungszyklus
Alle drei Läusearten tragen einen Stechrüssel. Nach der Paarung kleben die weiblichen Läuse ihre Eier an die Haare des Rindes. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven saugen bereits Blut und entwickeln sich über drei Häutungen zu erwachsenen Läusen. Die Gesamtentwicklungsdauer beträgt bei der langnasigen Laus und bei der kleinen blauen Laus 21 bis 25 Tage und bei der kurznasigen Laus 20 bis 40 Tage. Läuse sind obligat auf ihr Wirtstier angewiesen, abseits des Wirtes sterben sie innerhalb einer Woche ab.

Lokalisation und Erscheinen der Läsionen

Alle Rinderläuse leben an der Hautoberfläche und stechen zu jeder Nahrungsaufnahme, das heißt mehrmals am Tag, jeweils an einer anderen Hautstelle in die Haut ein. Sie befinden sich bevorzugt an dünnhäutigen Körperstellen wie Kopf, Ohren, Horngrund, Hals, Schultergegend, Brust, Schwanzwurzel, Euterspiegel und Hodensack.

Durch den starken Juckreiz zeigen betroffene Rinder eine erhebliche Unruhe und scheuern sich so stark, dass Scheuerhämatome, Mastdarmvorfälle und auch Krusten- und Borkenbildungen zu beobachten sind.

Prädisponierende Faktoren und Risikogruppen

Ein starker Läusebefall tritt vor allem in Laufstallhaltung und bei feuchtwarmem Stallklima auf. Begünstigend wirken auch Endoparasitosen, Fütterungsmängel und lange Behaarung. Außerhalb des Wirtes können Läuse lediglich eine Woche überleben.

Die langnasige Laus befällt überwiegend Kälber und Rinder bis zu einem Alter von ca. 3 Jahren, während die kurznasige Laus vorwiegend bei älteren Tieren auftritt. Die kleine blaue Rinderlaus kommt seltener vor, befällt aber Rinder aller Altersstufen.

Der Blutentzug durch Läuse kann bei Kälbern und Jungrindern bei sehr intensivem Befall eine zum Teil tödliche Anämie auslösen und durch die Vielzahl der Hauteinstiche zu einer erheblichen Wertminderung des Leders führen. In Abhängigkeit von der Befallsstärke kommt es auch zu einer Minderung der Milch- und Fleischleistung, zur Abmagerung und zum Kümmern.

Diagnose

Läuse sind gut mit bloßem Auge zu erkennen, sodass es im Falle einer klinischen Symptomatik empfehlenswert ist, die Tiere genau zu betrachten, gegebenenfalls mit einer Lupe. Hilfreich ist es die Tiergruppe in Ruhe auf Scheuern und ähnliche Symptome zu beobachten.

Prophylaxe
Als Prophylaxemaßnahmen empfiehlt es sich, zugekaufte Tiere zuerst separat aufzustallen und auf Läuse und andere Ektoparasiten zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln. Außerdem ist auf strenge Hygienemaßnahmen und angemessenes Stallklima zu achten.

Therapie

Befallene Tiere können systemisch und lokal behandelt werden. Auf Grund der hohen Ansteckungswahrscheinlichkeit sind immer alle Tiere einer Gruppe zu behandeln. Wie bei Räudebefall können auch bei Läusebefall Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der synthetischen Pyrethroiden erfolgreich angewendet werden. Synthetische Pyrethroide zählen zu den Insektiziden, deren Toxizität vor allem auf einer Interaktion der Wirkstoffe mit den Natriumkanälen der Zellmembranen beruht, was zur Störung neuraler Funktionen der Läuse führt. Flumethrin ist ein Wirkstoff dieser Gruppe, der sich für diese Indikation bewährt hat. Flumethrin wirkt gleichsam gegen Haarlinge, Zecken und Milben, die häufig in Mischinfestationen mit Läusen auftreten. So ist ein umfassender Ektoparasitenschutz möglich. Eine weitere Möglichkeit ist die Anwendung von Avermectinen und Milbemycinen.

Erfolgt die Anwendung per Injektion, ist die Wirksamkeit gegen Läuse gut, gegen Haarlinge allerdings aufgrund ihrer Ernährungsweise in der Regel eingeschränkt. Einfach in der Anwendung und direkt am Wirkungsort sind Pour-on-Formulierungen. Zu beachten sind auch die Vorschriften für die Behandlung von Milchkühen und die Einhaltung von Wartezeiten.

Haarlinge 

Erreger und Verbreitung
Ein Haarlingsbefall, auch Trichodektose oder Mallophagidose genannt wird beim Rind hervorgerufen durch Bovicola bovis = Trichodectes scalaris und ist insgesamt sehr weit verbreitet.

Wie die Läuse gehören auch die Haarlinge zu den Insekten, d. h. sie besitzen drei Beinpaare an deren Enden sich kräftige Klauen befinden, mit denen sie sich an den Rinderhaaren festkrallen können.

Im Unterschied zu den Läusen ist der Kopf der Haarlinge deutlich breiter als der Thorax. Sie sind gelblich-braun gefärbt und besitzen beißende Mundwerkzeuge. Männliche Haarlinge erreichen eine Größe von bis zu 1,2 mm, weibliche bis zu 1,5 mm.

Entwicklungszyklus

Die weiblichen Parasiten kleben ihre Eier am Grund der Rinderhaare an, aus denen dann Larven schlüpfen, die sich über drei Larvenstadien zu erwachsenen Haarlingen entwickeln. Die Gesamtentwicklung dauert 30 Tage.

Haarlinge leben auf der Hautoberfläche und im Haarkleid der Rinder und ernähren sich von Hautschuppen und Hautsekreten, sind aber keine Blutsauger wie z. B. Läuse.

Lokalisation, Läsionen und Prädisposition

Bevorzugt finden sich Haarlinge im Bereich der Schwanzwurzel, an der Kruppe, am Hals und am Rücken. Auffällig sind bei befallenen Rindern pappig-verklebte Haare im Bereich des Haaransatzes, Haarausfall, Juckreiz mit Scheuern als Folge und mottenfraßähnlichen Haut-Haar-Übergängen.

Bei nur geringer Befallsstärke mit Haarlingen können die klinischen Symptome unbemerkt bleiben oder fälschlicherweise als nicht behandlungsrelevant gedeutet werden. Massiver Haarlingsbefall ist meist nur bei enger Aufstallung im Winter zu beobachten. Prädisponiert sind geschwächte, immunsupprimierte Tiere.

Diagnose, Prophylaxe und Therapie

Aufgrund ihrer Größe sind Haarlinge mit bloßem Auge relativ gut zu erkennen. Auch hier empfiehlt es sich die Tiere in Ruhe zu beobachten, um etwaigen Juckreiz feststellen zu können und so infestierte Rinder in einer Gruppe ausfindig zu machen.  Der Juckreiz kann bei Kälbern so schwerwiegende Ausmaße annehmen, dass er als Scheinkolik fehlgedeutet werden kann.

Als Prophylaxemaßnahme empfiehlt sich auch hier die separate Aufstallung zugekaufter Tiere, bis sichergestellt ist, dass diese frei von Ektoparasiten sind.

Medikamentös können wie bei Räude- und Läusebefall auch bei Haarlingsbefall Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der synthetischen Pyrethroide erfolgreich angewendet werden. Synthetische Pyrethroide zählen zu den Insektiziden, deren Toxizität vor allem auf einer Interaktion der Wirkstoffe mit den Natriumkanälen der Zellmembranen beruht, was zur Störung bzw. Hemmung der neuralen Funktionen der Haarlinge führt. Flumethrin als Vertreter dieser Wirkstoffgruppe beispielsweise ermöglicht einen umfassenden Ektoparasitenschutz durch Wirkung gegen Läuse, Haarlinge, Milben und Zecken, die oft als Mischinfestationen gleichzeitig auftreten.
Auch können Avermectine eingesetzt werden, diese sind jedoch bei systemischer Anwendung nicht ausreichend wirksam. Erfolgt die Anwendung per Injektion, ist die Wirksamkeit gegen Läuse gut, gegen Haarlinge allerdings aufgrund ihrer Ernährungsweise in der Regel eingeschränkt. Läuse und Haarlinge kommen relativ oft gemeinsam bei den Rindern vor, deshalb sollte das Pour-on-Verfahren bevorzugt angewandt werden (siehe Läuse).

Fliegen und Mücken als Krankheitserreger

Unter den Ektoparasiten des Rindes nehmen die Insekten einen hohen Stellenwert ein. Neben Läusen und Haarlingen entstehen Schäden vor allem durch einen Befall von Dasselfliegen und Kriebelmücken. Diese Vertreter der Ordnung Dipterida sind nicht nur Lästlinge, sondern auch Krankheitserreger und Krankheitsüberträger. Sie können in den Sommermonaten durch die starke Belästigung negativen Einfluss auf die Milch- und Mastleistung der Tiere ausüben. Eine weitere Bedeutung kommt den Fliegen und Mücken als Überträger verschiedenster Krankheitserreger zu.

Dasselfliegen 

Erreger
Ein sogenannter Dasselbefall = Hypodermose beim Rind wird verursacht durch 

- die große Dasselfliege (= Hypoderma bovis) und 

- die kleine Dasselfliege (= Hypoderma lineatum).

Adulte Dasselfliegen haben eine hummelartige Gestalt, sind beborstet, haben bräunliche Flügel und keine Mundwerkzeuge. Große Dasselfliegen erreichen eine Größe von 13 – 15 mm. Die Hauptschwärmzeit der Dasselfliegen ist etwa von Mai bis September.

Entwicklungszyklus
 

Da adulte Dasselfliegen aufgrund fehlender Mundwerkzeuge keine Nahrung aufnehmen können, sind sie nur wenige Tage lebensfähig. In dieser Zeit legen die weiblichen Fliegen bis zu 800 Eier, bevorzugt im Bereich der Gliedmaßen und des Unterbauches ab, dort kleben sie die Eier einzeln (große Dasselfliege) oder in Ketten von etwa 6 Stück (kleine Dasselfliege) an die Haare. Nach 4 bis 7 Tagen schlüpfen aus diesen Eiern Larven, die sich durch die Haut der Rinder bohren und durch das Unterhautbindegewebe in Richtung Zwerchfell wandern. Nach etwa 4-5 Monaten haben sie den Ort erreicht, an dem sie überwintern. Für die kleine Dasselfliege ist dies die Submucosa des Oesophagus, die große Dasselfliege bevorzugt den Rückenmarkskanal und das epidurale Fettgewebe, insbesondere den Lendenwirbelsäulenbereich. Hier verbleiben sie als sogenannte Wanderlarven von Anfang Dezember bis Mitte März und wandern anschließend durch die Foramina intervertebralia quer durch die Muskulatur unter die Rückenhaut, dort bilden sie äußerlich gut erkennbare Dasselbeulen. In diesen Beulen entwickeln sie sich in einem Zeitraum von etwa 30 Tagen über zwei Häutungen zu reifen, dunkelbraun bis schwarzen, tonnenförmigen, 2 – 3- cm großen Larven mit Deckel und Haken, die über stricknadeldicke Atemöffnungen mit der Außenwelt verbunden sind. Diese Hautlarven verlassen schließlich die Beulen, fallen zu Boden und verpuppen sich. Nach einer Puppenruhe von ca. 45 Tagen schlüpfen die hellgelb- schwarzen, behaarten Fliegen, die nach der Paarung wieder mit der Eiablage beginnen. Die adulten Fliegen ohne Mundwerkzeuge sterben innerhalb einiger Tage.

Staatliche Maßnahmen

Früher wurde der Dasselfliegenbefall staatlich bekämpft und weitgehend ausgerottet. In letzter Zeit treten jedoch besonders durch importierte Rinder vermehrt Fälle von Dasselbefall auf, wobei vor allem jüngere Rinder während ihrer ersten und zweiten Weideperiode befallen werden. Später entwickeln die Tiere eine befallsbedingte Immunität, die allerdings keinen kompletten Schutz bietet.

Klinische Symptome

Beim Passieren des Spinalkanals durch die Wanderlarven kann es unter Umständen zum Auftreten der langsam fortschreitenden und zum Teil spontan ausheilenden Dassellähmung kommen.

Die Beulen mit Atemlöchern entlang des Rückens führen zu Lederschäden. Das Zerdrücken dieser Beulen kann zu einer Dasselallergie des Soforttyps führen.

Bei einem Massenbefall mit Hypoderma lineatum können die Tiere Schluckbeschwerden, Wiederkaustörungen und Tympanie zeigen. Zusätzlich können Wanderlarven von Hypoderma lineatum eine Mediastinitis, Myositis, Pleuritis und Pneumonie verursachen.

Insgesamt betrachtet sind beim Dasselbefall die Krankheitserscheinungen im Verhältnis zu den wirtschaftlichen Schäden allerdings von untergeordneter Bedeutung. So erreichen z. B. Jungrinder bei der Weidemast ein wesentlich geringeres Endgewicht, insbesondere nach Massenbefall.

Diagnose

Da die bis zu taubeneigroßen Dasselbeulen am Rücken der Rinder gut zu erkennen sind, ist die Diagnosestellung einfach. Im Fall einer Dassellähmung kann allerdings nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Eine serologische Diagnostik ist möglich, aber noch nicht allgemein verfügbar.

Therapie und Bekämpfung 

In Deutschland konnte die Bekämpfung bis 1996 in Form einer Aufstallungsbehandlung amtlich angeordnet werden. Danach werden die Tiere medikamentös behandelt.

Therapeutisch ist es wichtig, den Entwicklungszyklus zu unterbinden. Die Behandlung sollte unmittelbar nach dem Weideaustrieb mit Avermectinen durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, dass die Behandlung vor Dezember begonnen wird, damit sich keine Wanderlarven im Rückenmarkskanal befinden, deren Absterben zu einer Dassellähmung führen könnte.

Aus bestehenden Beulen können die Larven durch Instillation von 1 ml 3%-iger Wasserstoffperoxid-Lösung entfernt werden. Hierbei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass die Beulen nicht durchstochen werden.

Kriebelmücken 

Erreger
Kriebelmücken = Simuliidae gehören zur Familie der Zweiflügler = Diptera, sind weltweit verbreitet und zählen zu den blutsaugenden Ektoparasiten. Sie können beim Rind durch ihr Speicheltoxin eine Simulientoxikose auslösen.
Kriebelmücken sind grau bis schwarz gefärbt, haben einen kleinen Kopf und einen buckelförmigen, fast kugeligen Körper. Sie erreichen eine Größe von 2 – 6 mm.

Entwicklungsyklus

Kriebelmücken bevorzugen für ihre Entwicklung kleinere und mittelgroße Fließgewässer, da dort die Eiablage stattfindet. Während sich die männlichen Simulien von Pflanzensäften ernähren, benötigen die weiblichen Kriebelmücken zur Entwicklung der Eier zusätzlich eine Blutmahlzeit. Sie befestigen ihre Eier unter der Wasseroberfläche, an Wasserpflanzen, Ästen, Steinen und anderen Gegenständen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven ernähren sich von den Schwebstoffen im Wasser. Vor der Verpuppung spinnen sie einen Kokon, indem sie sich zur erwachsenen Mücke entwickeln. Die Gesamtentwicklungszeit beträgt 4 – 8 Wochen, wobei die Entwicklung bei Luft- und Wassertemperaturen um 22°C am schnellsten abläuft. Die Schlupfzeit beginnt etwa im April.

Nach dem schlüpfen schwärmen die jungen weiblichen Simulien aus und überfallen Tiere und Menschen, die sich in ihrer Nähe befinden. Sie fliegen dabei entgegen der Windrichtung, da der Anflug überwiegend olfaktorisch und nur gering visuell gesteuert erfolgt.

Art und Lokalisation der Läsionen

Kriebelmücken stechen in die Haut, bis sich ein kleiner Blutsee bildet, den sie schließlich aussaugen. Krankheitserregend ist ein dabei zur Hemmung der Blutgerinnung abgesondertes Toxin im Speichel.

Hauptschwärmzeiten sind der Vormittag und der späte Nachmittag, wobei Kriebelmücken bei schönem, schwülwarmem Wetter besonders aktiv sind.

Befallen werden vor allem Jungtiere an dünnhäutige Körperpartien, wie Ohren, Nasenschleimhaut, Augenlider, Hals, Euter, Hoden, Vulva und Analregion. Die Simulien dringen dabei auch bis in Nase, Kehlkopf und Trachea ein. Gefährlich ist vor allem massenhafter Befall.

Klinische Erscheinungen

Das abgesonderte Toxin verursacht Erythropenie, Leukopenie, sowie ausgeprägte entzündliche Ödeme. Befallene Rinder zeigen entsprechend Atemnot, Tachykardie, Petechien an den Stichstellen, sowie auch Myoglobinurie als Folge der fluchtbedingten Muskelgewebeschädigung. Bei Massenbefall können derart schwerwiegende Herz- und Gefäßschädigungen auftreten, dass es zu Herzversagen und Lähmung des Atemzentrums kommen kann. Ausgewachsene Rinder können innerhalb weniger Stunden verenden.

Bei leichtem Befall kommt es bei Kühen zum Milchrückgang, zusätzlich können auch Sekundärinfektionen im Bereich der Stichwunden auftreten, sodass Kriebelmückenbefall insgesamt von relativ großer wirtschaftlicher Bedeutung ist.

Prophylaxe

Prophylaktisch sollten entsprechend während der Hauptschwärmzeit Weiden, die an klaren, fließenden Gewässern grenzen, gemieden werden.

Da Simulien nur tagsüber schwärmen und Häuser und Stallungen meiden, kann alternativ die Weidezeit auf flussnahen Weiden auf die Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang beschränkt werden. Auch könnten Weidehütten aufgestellt werden, um den Tieren auf der Weide eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten.

Der Einsatz von insektenabweisenden Sprays bietet meist nur einen zeitlich begrenzten Schutz. Die Grünlanddüngung mit Kalkstickstoff kann eine gewisse Erleichterung verschaffen, da der Geruch die Mücken fernhalten soll.

Therapie

Bei Massenbefall ist die sofortige Aufstallung der Tiere anzuraten, da die Mücken im Stall schnell von den Tieren ablassen.

Gegen Fliegen-, Bremsen- und Kriebelmückenbefall bei Rindern einschließlich laktierender Milchkühe wirksam sind Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide, beispielsweise mit Deltamethrin als Wirkstoff. Laktierende Kühe sollten nach dem Melken behandelt werden und die Behandlung je nach Fliegendruck nach 4 - 6 Wochen wiederholt werden. Pour-on Formulierungen bieten sich für eine einfache Herdenbehandlung an.